Sicher haben ihn einige von Euch schon längst festlich geschmückt im Wohnzimmer stehen. Einige sind vielleicht noch auf der Suche nach der perfekten Version und bei manchen steht er vielleicht noch – wie bei uns – quasi nackt (will sagen: ungeschmückt) in der Stube. Und egal, ob groß oder klein, breit oder schmal, künstlich oder natur, bunt oder schlicht – fast alle Menschen lieben ihn dieser Tage: die Rede ist vom Weihnachtsbaum.
Der Juletræ – der Weihnachtsbaum – ist heutzutage untrennbar mit Weihnachten verbunden – selbst online kann man sich einen Weihnachtsbaum kaufen und liefern lassen, man muss nicht mal mehr selbst vor die Tür. Tatsächlich ist aber die Tradition, sich einen Weihnachtsbaum aufzustellen – ob nun in der guten Stube oder draußen im Garten – in Dänemark sehr jung.
Es gibt zwei Berichte über den ersten Weihnachtsbaum in Dänemark. Der erste, der nicht dokumentiert und daher unter Umständen nur ein Gerücht ist, besagt, dass im Jahre 1808 der erste Weihnachtsbaum aufgestellt wurde, und zwar auf Schloss Holsteinborg auf Seeland (das Schloss, auf dem H.C. Andersen viel Zeit verbrachte, allerdings viel später).
Da ersterer also nicht bewiesen werden kann, spricht viel für Bericht Nummer zwei, der nämlich zu erzählen weiß, dass der erste Weihnachtsbaum drei jahre später, also 1811 bei Doktor Martin Lehmann, seiner Frau Frederike und Sohn Orla in Kopenhagen in der Ny Kongensgade 221 errichtet wurde. Martin Lehmann kam aus Holstein und brachte die Sitte, einen Weihnachtsbaum aufzustellen und zu erleuchten mit nach Dänemark. Einigen Berichten zufolge geschah das gegen 17 Uhr. Es versammelten sich Schaulustige auf der Straße, um durch die Fenster zu sehen, wie Lehmanns aus Holstein Kerzen am Tannenbaum anzündeten. Auch die Feuerwehr wurde hinzugerufen, denn einigen Zuschauern schien das Ganze viel zu gefährlich!
Aber der Weihnachtsbaumbrauch breitete sich nicht sehr schnell aus, auch wenn in Peters Jul der Weihnachtsbaum bereits zum festen Bestandteil von Weihnachten zu gehören scheint. In feineren Kreisen und der reicheren Bürgerschaft eroberte der Weihnachtsbaum wesentlich schneller die heimischen Stuben als beim Rest der Bevölkerung. Das war mitunter ganz praktisch begründet: das Geld für Baum, Kerzen und Baumschmuck musste erstmal „übrig“ sein.
Dichterkreise übernahmen den Tannenbaum gerne, so wird z.B. von Oehlenschlæger und Heiberg sehr früh berichtet, dass sie Weihnachten einen Tannenbaum hatten. Und selbst Grundtvig war nach anfänglicher Gegenwehr schon in den 1820er Jahren stolzer Besitzer eines Weihnachtsbaumes. Peter Faber, der 1847 eines der bedeutendsten dänischen Weihnachtslieder, nämlich Højt Fra Træets Grønne Top („Hoch von der grünen Spitze des Baumes“) schrieb, und nicht zuletzt H.C. Andersens Märchen Grantræet („Der Tannenbaum“) und Den lille pige med svovlstikkerne (Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzchen“) trugen ihren Teil zur Verbreitung und Einzug des Weihnachtsbaumes in die dänischen Wohnzimmer bei.