Auch im neuen Jahr bin ich wieder auf der Suche nach den Danske Smørhuller. Heute befrage ich Brian Schæfer Dreyer.
Brian ist Autor zahlreicher Reiseartikel, außerdem schreibt er auf seinem sehr erfolgreichen, englischsprachigen Blog Travelooneyblog.com sowie oplevcardiff.dk und kridhvidimadrid.dk
Ich freue mich ganz besonders, dass Brian uns Insidertipps für seine Heimatstadt Odense gibt. Wie immer habe die Antworten für Euch übersetzt.
Mange tak, Brian!
1. Bist Du so nett und erzählst ein bisschen über Odense?
Wenn ich auf meinen Reisen im Ausland Menschen treffe, gehen die meisten davon aus, dass ich aus Kopenhagen sei. Nicht viele haben schon mal etwas von Odense gehört. Dabei bin ich schon immer froh darüber und auch stolz darauf, aus Dänemarks drittgrößter Stadt zu kommen. Einer Stadt mit regionaler Atmosphäre, aber trotzdem mit einer Vielzahl an Möglichkeiten und großem Potential. Eine Stadt, die innerhalb der letzten Jahre eine enorme Entwicklung durchgemacht hat.
In den letzten Jahren habe ich einen Großteil der Zeit im Ausland zugebracht, so dass die schnelle Entwicklung und Veränderung der Stadt sich sogar für mich etwas fremd anfühlt, wenn ich zuhause bin.
Es gab eine Zeit, da stand die Zeit in Odense still. So wirkte es jedenfalls – aber heute passiert eine Menge. Im Grunde gibt es jeden Monat irgendwo neue Cafés, Restaurants und Veranstaltungen.
Früher war auch vielen Menschen gar nicht bewusst, dass Odense einen Hafen hat – heute aber ist der Hafen zu einem neuen Stadtteil mit großem Entwicklungspotential geworden. Außerdem gibt es in Odense auch eine Universität. Sie liegt zwar etwas außerhalb des Zentrums, verleiht der Stadt aber ein internationales Flair. Durch die vielen jungen Menschen wirkt die Stadt immer lebendig und durch sie sind auch die vielen neuen Veranstaltungen möglich.
Die entspannte Atmosphäre und die fußgängerfreundliche Stadtmitte mit ihren gemütlichen, alten Gassen und nicht zuletzt das HC Andersen Viertel sind die besten Gründe für einen Besuch in Odense. Das HC Andersen Viertel ist ein absolutes MustSee und selbst als Einwohner Odenses wird man es niemals leid, hier durch die Gassen zu schlendern.
Als Fan von HC Andersen ist ein Besuch des HC Andersens Hus natürlich Pflicht! Wie ein moderner Kontrast entstand im neuen Stadtteil inmitten von Odense vor Kurzem das Kultur- und Musikhaus Odeon. Schon das Gebäude selbst ist einen Besuch Wert, aber auch das Café, das Odeon Social im Erdgeschoss zieht viele Besucher an.
Am anderen Ende des Zentrums liegt das Brandts Viertel, das zu meinen persönlichen Favoriten in der Stadt gehört – ein Quartier Latin in Odense wenn man so will. Der Stadtteil ist geprägt von Kunst und Kreativität, sehr guten Restaurants und Cafés.
Wie schon erwähnt ist der Hafen von Odense eine neue, aufstrebende Gegend, die man unbedingt besuchen sollte. Besonders im Sommer, wenn vor allem das Hafenbad viele Menschen anzieht und das Nordatlantisk Hus mit seinem Restaurant und der Galerie, unter deren Dach die nordischen Kulturen von Island, Grönland und den Färöern vereint sind, seine Türen öffnet.
Den Streetfood Market in Storms Pakhus sollte man keinesfalls verpassen. Hier erwarten einen ein Meer von Geschmackserlebnissen in der entspannten Atmosphäre eines alten Industriegebäudes.
Ein weiteres Streetfood Erlebnis – und perfekt für einen Regentag – findet man im Arkaden Food Market.
Odense ist darüberhinaus eine sehr grüne Stadt mit vielen schönen Parks und Grünanlagen. Die beste Art, diese Seite der Stadt zu erleben ist es, sich zu Fuß oder mit dem Fahrrad aufzumachen. Vom Munke Mose kann man entlang des Flusses bis zum Fruens Bøge und Skovsøen, der zu den beliebtesten Plätzen der Stadtbewohner an einem sonnigen Tag gehört, gelangen.
Alternativ kann man auch eine Bootstour mit Odense Åfart unternehmen. Mitunter gibt es Jazzkonzerte oder Bierverkostungen an Bord. Am Skovsøen sind die Eisdielen und das strohgedeckte Restaurant Carlslund äußerst beliebt. Hier kann man draußen wie auch drinnen kaltes Bier und herrliche Omeletts genießen. Außerdem gibt es direkt gegenüber die Velodrom Kaffebar, das zu meinen persönlichen Favoriten in Odense gehört. Das sehr gemütliche Café ist im historischen Bahnhofsgebäude untergebracht und noch immer halten hier die Züge, die zwischen Odense und Svendborg verkehren.
2. Was sollte man auf jeden Fall probieren, wenn man in Odense ist?
Neben Omeletts und Eis vom Fruens Bøge sollte man auf jeden Fall den klassischen Brunsviger probieren, wenn man in Odense ist. Oder überhaupt auf Fünen. Ich zum Beispiel bin überhaupt kein Kuchenliebhaber – und Brunsviger sind echte Zuckerbomben – aber dieser Kuchen hat tatsächlich einen besonderen Platz im Herzen der meisten Fynbo – also der Bewohner Fünens.
Außerdem sollte man auch in einer der vielen Bars in Odense ein richtiges fünisches Bier probieren. Oder man bucht im Anarkist Beer & Food Lab der Albani Brauerei ein Rundumpaket in Sachen Bier. Und dann ist da noch der geräucherte Käse, der eine echte Spezialität auf Fünen ist und somit ein Muss für alle Käseliebhaber
Wie ich schon schrieb, war ich die letzten 6-7 Jahre viel unterwegs – und reist man viel und ist wenig zuhause, gibt es natürlich immer etwas, was man irgendwie vermisst. Ich vermisse allerdings selten spezielle Lebensmittel (doch wenn, dann wäre das Salzlakritz!). Vermissen dreht sich bei mir fast immer um die Familie, um Traditionen wie Geburtstage oder Grillabende auf der Terrasse. Außerdem kann man auch die Sicherheit und den Zusammenhalt in so einem kleinen Land wie Dänemark es ist, vermissen. Weihnachten habe ich auch schon einmal außerhalb Dänemarks erlebt – aber das ist einfach nicht das Gleiche.
3. Gibt es Deiner Meinung nach eine Jahreszeit, die sich besonders für einen Besuch in Odense eignet?
Wie vielerorts in Dänemark, ist auch für Odense der Sommer, wenn sich das Leben auf die Straßen und in die Parks verlagert, am attraktivsten. Es herrscht eine ganz besondere Stimmung im Sommer – und eine Menge Veranstaltungen gibt es auch.
Außerhalb des Sommers ist der Dezember noch ein echtes Highlight in Odense – liebevolle Weihnachtsdekorationen in der ganzen Stadt machen einen Besuch wirklich zu etwas ganz Besonderem.
Über sich selbst erzählt Brian dies:
Als ich 2012 zurück nach Cardiff in Wales kam, wurde mir klar, dass ich schreiben wollte. Hier hatte ich bereits 2007 gelebt und hier traf ich meine Freundin, die aus Spanien stammt. Seitdem pendle ich zwischen Dänemark, Spanien und Großbritannien. Ein Leben, das viele Einblicke und viel Material für spannende Reisegeschichten liefert und seit 2012 baue ich an meiner Karriere als selbstständiger Reisejournalist. Auf meinen Blogs travelooneyblog.com sowie oplevcardiff.dk und kridhvidimadrid.dk sowie in einer Vielzahl von Artikeln in dänischen Zeitungen und Magazinen kann man regelmäßig darüber lesen.
Meine Motivation ist, andere zum Reisen zu inspirieren, etwas Neues zu erleben. Egal, ob es nun meine Heimat Fünen ist oder das andere Ende von Europa. Aber natürlich habe ich mich am meisten mit den Ländern befasst, in die ich viel gereist bin oder dort gelebt habe wie Spanien, Wales oder auch der Schweiz. Ich will aber auch nicht verschweigen, dass dieser Lebensstil besondere Herausforderungen mit sich bringt und – auch wenn es vielleicht erstmal gut klingen mag – nicht immer nur eitel Sonnenschein ist. Zum Beispiel, was die Finanzen angeht. Deshalb bin ich immer auf Ausschau nach neuen Projekten und spannenden Geschichten, die ich erzählen kann.
Und die besten Geschichten kommen von den Menschen, denen man auf seinem Weg begegnet.
Alle Photos (c) Brian Schæfer Dreyer