Dänemarks 5 Nationalparks: Der Nationalpark Thy

In meiner Reihe über die dänischen Nationalparks stelle ich Euch heute den Nationalpark Thy vor.

Der Nationalpark THY wurde als erster der fünf Nationalparks Dänemarks im Jahre 2008 eingerichtet. Er erstreckt sich an der Küste Nordwestjütlands auf einer Strecke von 55 km in Nord-Süd und bis zu 12 km in West-Ost-Richtung.

Im Norden des Parks liegt Hanstholm, im Süden Agger Tange. Insgesamt umfasst der Nationalpark ein Gebiet von 244 Quadratkilometern.

Der Nationalpark THY ist geformt von Wind, Meer und Sand. Dünen – und Heidelandschaften prägen dieses Gebiet, was in dieser Größe eine Besonderheit ist. Überall trifft man hier auf die starken Kräfte der Natur und den Kampf der Bewohner gegen den Flugsand.

Wandern im Nationalpark Thy
Wandern im Nationalpark Thy (c) Nationalpark Thy

Kenner entdecken hier verschiedene Dünenarten und Landschaftsformationen der Eiszeit. Große Flächen mit Dünenheide, die sich mit trockenen Gebieten und Dünenformationen abwechseln.

Das westliche Thy war bis vor 4000 Jahren noch ein Inselmeer und noch heute gibt es im Nationalpark mehr als 200 kleine wie auch größere Seen, die Lebensraum für viele seltene Pflanzen sind. Der Küstenverlauf der Steinzeit ist noch heute an Binnensteilhängen erkennbar.

Auch existieren mehrere Dünenschutzwälder. Nachdem erste Anpflanzungsversuche Anfang des 19. Jahrhunderts scheiterten, waren neue Anpflanzungen in der Mitte des Jahrhunderts dank neuer Methoden und den nicht heimischen Baumarten wie der Bergkiefer von Erfolg gekrönt.

Küste bei Vorupør (c) MetteJohnson
Küste bei Vorupør (c) Mette Johnson

Der Nationalpark bietet Lebensraum für viele Pflanzen- und Tierarten und Rast- und Brutstätte für zahlreiche Zugvögel. Im gesamten Park gibt es Beobachtungsmöglichkeiten wie zum Beispiel Vogeltürme.

Ein Besuch im Nationalpark Thy bietet etwas für jedermann: die reiche Kulturgeschichte der Region, einzigartige Naturräume und Möglichkeiten zur Tierbeobachtung, aber auch sportliche Aktivitäten.

Wildreservat Hanstholm im Nationalpark Thy

Ein wichtiger Teil des Parks ist das Wildreservat Hanstholm. Bis 1930 war das Gebiet in einzelne Parzellen unterteilt und wurde als Weideland oder als Jagdgebiet der einzelnen Besitzer genutzt. Dann kaufte der Staat das Gebiet, verbot die Jagd und errichtete 1949 ein Wildreservat.

Auf der alten Steilküste bei Sårup ist ein Vogelturm errichtet, von wo aus man einen besonders guten Blick über das gesamte Gebiet hat. Mit Glück kann man von hier aus auch Kraniche beobchten. Entlang der alten Küstenlinie liegen einige Seen, die viele Zugvögel zur Rast anlocken.

Wildreservat Hanstholm (c) Susanne Worm
Wildreservat Hanstholm (c) Susanne Worm


Die Dünenheide bei Vangså – Highlight im Thys Nationalpark

Hinter den Meeresdünen bilden sich parabelförmige Dünen, an deren Ostseite sich lange schmale Dünenformationen bilden. Manchmal kilometerlang. Diese Formationen heißen in Nordjütland klitrimmer. In diesem Gebiet wachsen besonders bemerkenswerte Pflanzen: Lungenenzian, Krähen-, Heidel- und Rauschbeeren, Orchideen und die drei in Dänemark vorkommenden Arten des Sonnentaus.

Außerdem kann man hier Kraniche, Bruchwasserläufer, Sumpfohreule, Braunkehlchen, Neuntöter, Ziegenmelker beobachten.


Der Ort Vangså – Kampf der Bewohner Thys gegen den Sand

Der Ort Vangså entstand Anfang des 18. Jahrhunderts, als die Bewohner des Landstrichs aufgrund von Sandflucht gezwungen waren, neue Wohnorte zu finden. Die besonders armen Kätner ließen sich an der Küste nieder, da sie keine Mittel hatten, weiter ostwärts zu ziehen und Felder zu bewirtschaften. An der Küste betrieben sie Fischfang und hielten Schafe in den Dünen. In den 1920 er Jahren erlebte der Ort seinen Höhepunkt. Es existierten 34 Höfe und Häuser, eine Schule, ein Missionshaus und Kaufläden. Von den 149 Einwohnern waren 40 Fischer, sie besaßen 34 Boote. Der Ort wurde 1977 elektrifiziert, allerdings waren zu dieser Zeit bereits die meisten Fischer nach Klitmøller bzw. Hanstholm abgewandert.


Vandet Sø – Surfen im Nationalpark Thy

480 ha großer und bis zu 21m tiefer Karstsee. Hier gibt es mehrere Badestellen und auch Grillplätze. Auch das Uferangeln ist erlaubt – Angelkarten nicht vergessen!
Der Vandet Sø darf auch befahren werden – Surfen wie auch das Befahren mit dem Boot ohne Motor ist überall erlaubt. In der Umgebung des Sees gibt es mehrere Grabhügel aus Eisen- und Bronzezeit und archäologische Untersuchungen erbrachten, dass östlich des Sees im frühen Mittelalter ein größerer Handelsplatz existiert haben muss. Rund um den See sind mehrere Rad – und auch Mountainbike- sowie Wanderwege angelegt.

Seenlandschaft Nationalpark Thy
Seenlandschaft Nationalpark Thy (c) Jens Kr. Kjaergaard


Nors Sø – eine alte Meeresbucht im Nationalpark Thy

Der 347 ha große, idyllisch gelegene See war in der Steinzeit Teil einer Meeresbucht. Es gibt Badestellen und Grillplätze entlang des Seeufers. Ein großes Waldgebiet lädt zu ausgedehnten Spaziergängen ein, außerdem bildete Flugsand, der sich fast 100 m weit im See abgelagert hat, einen kinderfreundlichen Badestrand.
Befahren des Sees ist allerdings nicht erlaubt.

Die TOP Seværdigheder – Sehenswürdigkeiten im Nationalpark Thy

Sehenswürdigkeiten im Nationalpark Thy – derer gibt es so viele, dass ich hier nur einige aufzähle. Eine Vervollständigung der Liste sowie genauere Vorstellung einiger von ihnen folgt – versprochen!

Stenbjerg Landingsplads – Hier kann man noch die weißen Gerätehäuser aus der Zeit der Küstenfischerei bewundern, obwohl die Berufsfischer bereits Anfang der 1970er Jahre nach Hanstholm gingen.

Stenbjerg (c) Susanne Worm
Stenbjerg (c) Susanne Worm

Lodbjerg Fyr – Der Leuchtturm, der 1883 errichtet wurde, ist 35m hoch und hat eine Feuerhöhe von 48m. ZU sehen sind heute neben dem Turm auch die beiden Häuser, die den drei Familien – der des Leuchtturmwärters sowie denen seiner zwei Assistenten – ein Zuhause waren. In ziemlicher Abgeschiedenheit.

Lodbjerg Kirke – Die Kirche ist eine der kleinsten in Dänemark. Als sie um 1500 errichtet wurde, lag sie noch nicht so abgeschieden wie heute, Kirche und Friedhof trotzten jedoch dem Flugsand und wurden erhalten. Ganz in der Nähe befinden sich die Grabhügel von Baunhøje aus der Zeit um 3500 bis 3000 v. Chr. Die höchste Erhebung wurde als Signalposten genutzt. Ein dort entfachtes, offenes Feuer war auf dem nächsten Signalposten usw. zu sehen und so konnte eine „Nachricht“ durch die gesamte Region geschickt werden.

Lodbjerg Fyr (c) Torben Hedegaard
Lodbjerg Fyr (c) Torben Hedegaard

Isbjerg – Der Isbjerg ist mit 56 Metern der höchste Punkt des Wildreservats Hanstholm. Hier gibt es neu angelegte Wanderwege mit Infotafeln und Aussichtspunkten.

Klitmøller – Heute Zentrum des Surfsports und hervorragend, um den wagemutigen Wassersportlern bei ihren Manövern zuzusehen. Auch internationale Meisterschaften werden hier ausgetragen.

Surfing in Cold Hawaii
Surfing in Cold Hawaii (c) Mette Johnsen

Vorupør – Herz des ehemaligen Fischerortes ist noch immer Landungsplatz, wo in der Hochzeit des Ortes bis zu 27 große Küstenschiffe anlandeten. In Nr. Vorupør gibt es ein Hafenbad

Agger Tange – Die Nehrung Agger Tange ist durch Deiche und Buhnen vor der Nordsee geschützt und trotzdem ist es ein trotziger Ort. Ein El Dorado für Naturfreunde, denn hier rasten Zugvögel.

Agger Tange (c) Jens Kristian Kjaergaard
Agger Tange (c) Jens Kristian Kjaergaard

Tvorup Kirkeruin – Die Ruine der Kirche von Tvorup ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Reste des Mauerwerks und Granitsteine zeigen die Umrisse der Kirche. Reste des alten Kirchendeichs deuten die Umrisse des alten Friedhofs an. Die Kirche wurde im 12. Jahrhundert errichtet und nachdem die Gemeinde ab 1500 mit Flugsand kämpfte, wurde sie 1794 aufgegeben und abgerissen.

Bøgsted Rende – Hier lag im 18. Jahrhundert eine Wassermühle und man nimmt an , dass aufgrund des Flugsandes die Wasserläufe begannen, zu versanden und so der Druck zum Betrieb der Mühle nicht mehr ausreichte. Die rotbraune Färbung des Wassers ist ein Zeichen für eisenhaltige Verbindungen aus den Waldgräben. Das bekannte Seezeichen stammt aus den Jahren 1884/85.

Bøgsted Rende (c) Mette Johnson
Bøgsted Rende (c) Mette Johnson

Alle Photos mit freundlicher Genehmigung des Nationalpark Thy

Falls Ihr Euch fragt, was Thy eigentlich ist…das könnt Ihr hier nachlesen



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