Ein Rundgang durch das Anchers Hus
Im Markvej 2 in Skagen liegt das ehemalige Wohnhaus des Künstlerehepaares Anna und Michael Ancher, das heute zum Skagens Museum gehört und das man sich unbedingt ansehen sollte.
Das Ehepaar kaufte das Haus im Markvej im Februar 1884. Bis 1911 lebte die Familie mit Tochter Helga in dem länglichen, niedrigen Teil des Hauses in Nähe der Straße. 1911-1913 wurde ein Atelier Richtung Norden angebaut, das der Archtiket Ulrik Plesner entwarf.
Das Atelier liegt parallel zum ursprünglichen Wohnhaus und ist durch einen Zwischenbau mit ihm verbunden. Im sogenannten Zwischenbau befindet sich ein großes Speisezimmer sowie der Treppenaufgang zum Obergeschoss.
Der Atelier-Komplex beherbergt Michael Anchers Atelier wie auch Anna Anchers etwas kleineres Atelier mit Oberlicht. Östlich befinden sich Speisekammer, Küche, Wirtschaftsraum und ein Badezimmer.
Im alten Teil kann man eine Reihe kleinerer Räume bewundern, darunter die alte Küche sowie mehrere Stuben.
Nach dem Tode von Michael 1927 und Anna 1935 übernahm Tochter Helga das Haus, das bis zu deren Tod quasi leerstand. Danach wurde es auf Helgas Wunsch hin mit allem Interieur sowie Kunstwerken bewahrt. Nach einer Restaurierung wurde das Anchers Haus 1967 als Museum wiedereröffnet.
Direkt neben dem Ancher Haus befindet sich das Haus der Familie Saxild, in dessen westlichem Teil sich bis 1919 eine Bäckerei befand. Der Gebäudekomplex, der heute Eigentum des Skagens Museum ist, wird für Ausstellungen genutzt. Außerdem befindet sich dort ein kleines Café und ein kleiner Museumsshop.
Besondere Atmosphäre macht den Besuch einzigartig
Ein Besuch im Anchers Haus ist auf jeden Fall empfehlenswert – die einzigartige Atmosphäre bleibt in Erinnerung. Jedenfalls geht es mir so. Und obwohl mein letzter Besuch dort schon einige Jahre her ist, kann ich mich noch an (fast) alles erinnern.
Allem voran an die Überschuhe, die man hier bekommt – natürlich muss man die Fußböden im Haus schonen. Die kleinen Wohnstuben im älteren Teil des Hauses beherbergen eine Fülle an kleinen Kostbarkeiten – und ich werde das Gefühl nicht los, längst nicht alles gesehen zu haben, als ich die Räume wieder verlasse. Viele große und kleinere Gemälde – Landschaften, Stillleben, Portraits der Anchers und der Künstlerkollegen – sowie Möbel und unzählige Gegenstände aus dem Leben der Familie sind hier bewahrt worden.
Besonders eindrucksvoll finde ich das Gemälde über dem Klavier. Es zeigt Anna und Michael Ancher und wurde von P.S. Krøyer, einem weiteren Maler der Künstlerkolonie Skagen und langjährigen Freund des Paares gemalt. Das Bild entstand 1905 und wurde der Familie zur Silberhochzeit geschenkt.
Ich mag den Blick, wie Michael seine Frau Anna ansieht. Es zeigt alles, was ich bisher von beiden weiß: echte Zuneigung und jede Menge Respekt und Hochachtung. Habt Ihr auch diese Assoziation ? Interessant finde ich, dass eben ein Malerkollege die beiden so gemalt hat – und gerade Krøyer, dessen feines Gespür für die Zwischentöne ja bekannt ist. Man denke nur an die Darstellung seiner Frau Marie auf Gemälde Skt Hansblus ved Skagen Strand.
Im Speisezimmer hängen ebenfalls etliche Gemälde – wie war es wohl, als hier der lange Tisch gedeckt, rundherum Künstler versammelt, diskutierend, trinkend, lachend…Das hätte ich gerne erlebt!
Im Atelier stehen Pinsel und Staffeleien und vielleicht würde es mich gerade nicht wundern, wenn Anna zur Tür hereinkäme. Ich mag diese Art der Museen sehr, die Atmosphäre in diesen ehemaligen Wohnhäusern ist etwas ganz Besonderes. (Ich fühle mich – auch diesmal wieder – erinnert an Rungstedlund und Karen Blixen, kennt Ihr das?)
Ausstellung im Saxild Gaard
Im Saxilds Gaard sieht man zur Zeit die Ausstellung Sort/Hvid, die noch ihren Teil dazu beiträgt, sich in die Zeit der Anchers hineinzuversetzen. Zahlreiche schwarzweiß Reproduktionen gestatten einen Blick in das private Photoalbum des Paares. Einige der Fotos dienten den Malern zudem als Vorlage für ihre Gemälde und es ist wirklich spannend, diese zu entdecken.
Zum Abschluss empfiehlt es sich, im kleinen Café des Saxild Gaards over en kop kaffe – was soviel heißt wie „bei einer Tasse Kaffee“ – die Atmosphäre zu genießen – und einzuprägen.
Überschuhe wieder abgeben nicht vergessen! 😉