Weiter geht es auf unserer Reise entlang der dänischen Westküste in Richtung Süden. Wir lassen den schönen Leuchtturm von Lyngvig hinter uns. Auf dem Holmsland Klitvej entlang zu fahren ist nicht immer entspannt – finde ich zumindest. In der Hochsaison kann es hier ganz schön voll und ein wenig nervend sein. Aber umso schöner ist es hier zu Zeiten mit wenig Betrieb. Links der Fjord, rechts Dünen, hinter denen man die Nordsee schon spürt.
Wir erreichen Hvide Sande, the place to be an diesem Küstenabschnitt. Die Kleinstadt ist noch relativ jung. Erst 1931 entstand sie hier mitten auf der Nehrung Holmsland Klit im Zuge der Errichtung der Entwässerungsschleuse.
Die Schleuse verhindert, dass Salzwasser in den Fjord gelangt. Der Salzgehalt des Fjords wird vom Blåtårn aus, in dem sich das Büro der Hafenverwaltung befindet, ständig überwacht und reguliert. Jeder, der Häfen liebt und Spaß daran hat, einen trubeligen Fischereihafen zu erleben, ist hier goldrichtig. Mit einer Fischereiflotte von 40 Schiffen ist in Hvide Sand richtig was los, der Charme eines kleineren Hafens ist aber trotzdem erhalten geblieben.
Wer gerne Fisch isst, sollte unbedingt zu einer der Fischauktionen gehen, die regelmäßig stattfinden. Hier kann man günstig fangfrischen Fisch erstehen – wenn man weiß, wie! 🙂 Aber auch ohne einen dicken Fang mit nach Hause bzw. ins Ferienhaus zu nehmen, sollte man die Fischauktion auf jeden Fall mal besuchen!
In der Saison ist in Hvide Sande eigentlich immer was los – die Kleinstadt strotzt nur so vor Leben. Neben den erwähnten Fischauktionen gibt es zahlreiche Konzerte und Ausstellungen. Sportbegeisterte kommen auf ihre Kosten beim jährlichen Strandmarathon, Surfen und Segeln auf Fjord oder der Nordsee und beim Wakeboarden.
Aus einer Zeit lange vor dem Krieg stammt der Name des kleinen, im nördlichen Teil von Hvide Sande gelegenen Hafens Tyskerhavn. Hier landen die Kutter Fisch aus dem Fjord an, es gibt kleine Werkzeug- und Pausenhütten. Ich mag den Tyskerhavn besonders im Abendlicht. Einige der alten Hütten sind restauriert worden und werden von Künstlern als Ateliers genutzt, andere kann man als Ferienunterkunft mieten. Echt idyllisch!
Und auch dem Troldbjerg inmitten der Stadt sollte man einen Besuch abstatten. Von hier aus bietet sich dem Besucher ein grandioser Blick über Nordsee und Fjord. Und natürlich über den Hafen. Auch die 700 Meter lange Mole ist einen Besuch wert und natürlich der Südstrand!
Es geht weiter südwärts – doch bevor man Hvide Sande wieder verlässt: Wie wäre es mit einem kleinen Surfkurs oder einer Einweisung ins StandUp Padling? Hier gibt es zahlreiche gute Surfschulen und Gelegenheiten – Spaß ist garantiert! Auch lohnt es sich, den ein oder anderen Strandparkplatz anzufahren und über die Dünen zum Meer zu laufen.
Wenige Kilometer südlich von Hvide Sande liegt Abelines Gaard, der alte Strandvogthof, der heute Museum ist. Es wird die Geschichte von Abeline erzählt, die als junge Frau hier einzog, aber früh Witwe wurde und so mit ihren fünf Kindern den Hof alleine über die Runden bringen musste. Aber auch die Strandung der „Elisabeth Rickmers“ im Jahre 1894 direkt vor Abelines Gaard ist Thema einer Ausstellung im Museum.
Weiter südlich laden schon die Strandabschnitte von Haurvig und Skodbjerge zu einem Abstecher ans Meer ein – Dünenlandschaft und die weißen Strände des Holmsland Klits sind wirklich wie im Bilderbuch.
Freunde von Shelterplätzen werden in Bjerregaard fündig. Bjerregaard Havn liegt direkt am Ringkøbing Fjord und hier gibt es drei einfache Übernachtungshütten. Zwei davon können im Voraus gebucht werden. Ein kleines Toilettenhäuschen ist ebenfalls vorhanden, aber nur im Sommerhalbjahr geöffnet. Bjerregaard selbst ist beliebter Ferienort, unzählige kleine Häuschen schmiegen sich hier in die schönen Dünenlandschaft.
Kurz vor dem Ort Nymindegab am südlichen Ende des Holmsland Klits sollte man einen Abstecher Richtung Gammel Gab machen. Am letzten Parkplatz vor Nymindegab fährt man ab und folgt dem alten Weg, der teilweise von deutschen Soldaten in den 1940er Jahren angelegt worden ist. Hier existierte die erste Verbindung zwischen Fjord und Meer, die jedoch nach und nach versandete. Besucher finden hier vor allem Ruhe und Natur der Westküste pur. Grandios!
Der Urlaub fängt an, wenn wir die Kurve hinter uns haben
Den Ort Nymindegab verbinden viele Urlauber mit der „berühmten“ Kurve, hinter der sich – von Süden kommend – der Blick öffnet und endlich Holmsland Klit zu sehen ist.
Die drei kleinen, strohgedeckten Hütten am Fuße des Fjords sind alte Fischerhütten, die sogenannten Esehuse.
Nymindegab war einst ein sehr beliebter Fischerort. Das lag vor allem daran, dass Mitte des 19. Jahrhunderts hier noch eine Verbindung zur Nordsee existierte – heute profitiert Hvide Sande von dieser Verbindung zwischen Fjord und Meer. Die meiste Arbeit in der Fischerei fiel an vom Frühjahr bis zum Ende des Sommers und viele der Mägde und Knechte vom Lande kamen an die Küste, um hier Geld zu verdienen. Während dieser Zeit lebten sie in den Esehusene.
Nymindegab hat aber noch mehr zu bieten – Dünen und Strand natürlich und für Naturliebhaber ist sicher das nahegelegene Vogelschutzgebiet Tipperne einen Abstecher wert. Auch Kunstfans kommen hier auf ihre Kosten: Das Nymindegab-Museum wartet mit einer umfangreichen Gemäl-desammlung von Laurits Tuxen und Johannes Larsen auf. Phantastisches Licht und schöne Farben auf Leinwand gibt es nicht nur in Skagen!
Darüberhinaus gibt es noch Ausgrabungsstücke aus der Steinzeit, das Skelett eines gestrandeten Pottwals im eigens dafür errichteten Hvalhuset sowie eine Ausstellung über das Leben einer Zimmermannsfamilie um 1930 zu sehen.
Also Zeit einplanen für Nymindegab!
Und sonst noch? Hier gibt’s noch mehr Lesestoff:
Danske Smørhuller – Insidertipps für Dänemark #38 Nymindegab Museum
Danske Smørhuller – Insidertipps für Dänemark #60 – Hvide Sande
Danske Smørhuller – Insidertipps für Dänemark #1 – Holmsland Klit
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