Julekalender 2017 #21 Rauhnächte, Rummelpott und Odins Jagd

Die Nacht vom 20. auf den 21. Dezember gehört zu den sogenannten Rauhnächten. Als Rauhnächte oder auch Zwölf Nächte bezeichnet man die Nächte um den Jahreswechsel herum – meist umfassen sie den Zeitraum vom Weihnachtstag bis zum 6. Januar, manchmal aber auch die Nächte zwischen Thomastag (21. Dezember) und Neujahr.

Die Herkunft des Namens Rauhnacht ist umstritten – im Großen und Ganzen gibt es drei Hauptdeutungen:

rauh = fellig/pelzig – in Anlehnung an die in Fell gekleideten Dämonen, die in diesen Nächten ihr Unwesen treiben

rauh= rauchig (vielerorts heißen die Nächte auch tatsächlich Rauchnächte) – in Anlehnung an den Brauch, in dieser Zeit Häuser mit geweihtem Rauch zu säubern

rauh = hart – in Anlehnung an die kalten und dunkelsten Nächte des Jahres

Diesen zwölf Tagen und Nächten wird im gesamten europäischen Brauchtum eine besondere Bedeutung zugemessen, eine weitverbreitete Volkssage ist zum Beispiel die der Wilden Jagd.

Bei der Wilden Jagd handelt es sich um eine Gruppe von übernatürlichen Jägern, die in den genannten Nächten unterwegs sind. Je nach Region kann die Sichtung dieser Gesellschaft verschiedene Folgen für den Augenzeugen haben. In der Regel hat der Geisterzug einen Anführer – in Skandinavien ist es Odin (hier heißt es Odins Jagd), es sind aber auch Huldra in Norwegen oder die Waldfrau Skogsrå in Schweden bekannt. In Mitteldeutschland ist es Frau Holle, die den Zug anführt, in Österreich Perchta. In England kennt man Herne The Hunter und auch Dietrich von Bern ist als Anführer der Wilden Jagd genannt.

Im Gefolge befinden sich häufig die Seelen derjenigen, die „vor ihrer Zeit“ starben. Grundsätzlich ist die Jagdgesellschaft den Menschen nicht feindlich gesinnt, man tut jedoch gut daran, der Jagdgesellschaft aus dem Wege zu gehen. Wer die Wilde Jagd absichtlich provoziert oder ihr zusieht, wird Schaden davontragen.

In vielen Regionen ist es zum Beispiel Brauch, in der Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag keine Wäsche nach draußen zu hängen – weil sich darin die Wilde Jagd verfangen könnte. Und das wäre gar nicht gut.

Auch der Brauch zu Silvester Krach zu machen, hat mit diesem Sagenkomplex zu tun: so sollten die Geister ferngehalten werden. Das Rummelpottlaufen, das in Norddeutschland und Süddänemark verbreitet ist, gehört ebenfalls in diesen Zusammenhang. Am frühen Silvesterabend gehen Kinder verkleidet und geschminkt in Gruppen mit einem Rummelpott (dänisch rumlepot) von Haustür zu Haustür und singen Lieder. Als Dank erhalten sie von den Bewohnern Süßigkeiten.

Mit Hilfe des Polterns (von niederdeutsch rummeln=poltern) sollten vermutlich Wintergeister vertrieben werden.

Typischerweise wird folgender Vers gesungen:

Fru, fru, lok e døe op!
Æ rummelpot vil ind.
De kom æ skib fra Holland.
De hav så goj en vind.
Styrmand vil vi prise
Kaptajnene vil vi hejse
sæt æ sejl op i æ top
å gi mæ naue i æ rummelpot.
(sønderjysk)

Frau, öffne die Türe!
Der Rummelpott will rein.
Es kommt ein Schiff aus Holland.
Das hat kein guten Wind.
Kapitän, du musst weichen.
Bootsmann, du musst streichen.
Setzt das Segel ganz nach oben
und gebt mir was in den Rummelpott!
(hochdeutsch)



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