Die größten, zusammenhängenden , von Menschen geschaffenen Kalkhöhlen der Welt liegen in Dänemark. Diese Feststellung lässt mich regelmässig in nicht nur erstaunte, sondern vor allem zweifelnde Gesichter blicken. Doch es ist wahr. Die Kalkgruben von Mønsted liegen ungefähr 20 km westlich von Viborg.
In mehreren Tiefen gibt es hier ein Gangsystem von mehr als 60 km Länge, davon sind 2km elektrisch beleuchtet. Manche der Gänge sind hoch wie Dome, andere, ältere (teilweise 1000 Jahre alte) sind so niedrig, dass man nicht darin stehen und sich nur in der Hocke vorwärtsbewegen kann.
An einem unterirdischen See läuft regelmäßig eine kleine Show zur Geschichte der Grube. Mittels Beamer werden Bilder sowie deutsche und englische Untertitel an die Grubenwände geworfen.
Ein Besuch der Mønsted Kalkgruber lohnt sich, und zwar nicht nur, weil es ein eher unbekannteres Ziel in Dänemark ist. Besucher können die Grube eigenständig betreten und relativ frei erforschen, es wird dazu geraten, eine Taschenlampe mitzunehmen, um auch in dunklere, nicht beleuchtete Gänge gehen zu können. Gewappnet sollte man allerdings sein gegen die konstant 8 Grad und die sehr hohe Luftfeuchtigkeit.
Die Geschichte der Kalkgruben reicht weit zurück. Im Zuge der Christianisierung Dänemarks wurden innerhalb von nur 200 Jahren gut 2000 Kirchen im Land gebaut, vorzugsweise aus Stein – dazu wurde Mörtel benötigt, also gebrannter Kalk, der mit Wasser verbunden dieses „Klebemittel“ ergab. Unter den Feldern von Mønsted gab es Kalk, der bis dahin als wertloses Gestein betrachtet worden war, doch nun zu einer beachtlichen Einnahmequelle avancierte. Die Nähe zur jütländischen „Hauptstadt“ Viborg war da nicht ganz unbedeutend – dem Bischof wurde wahre „Bausucht“ nachgesagt. Viborg konnte im Laufe der Zeit einen Dom sowie 12 Pfarrkirchen verzeichnen. Außerdem gab es eine reiche Bürgerschaft in der Stadt. Der Kalk aus Mønsted eroberte sich aber einen weitaus größeren Markt als nur Viborg. In den 1860er Jahren, als die Produktion am größten war, wurden jährlich 3000 Fuhren gebrannten Kalks an Abnehmer im ganzen Land gebracht.
1872 wurden die Kalkrechte von den ansässigen Bauern an die Mønsted Kalkværker verkauft. Kalkbrennen war längst eine Industrie und große Investitionen notwendig geworden. Von dieser Zeit zeugt noch das rote Industriegebäude auf dem Gelände, in dem heute ein kleines Bergwerksmuseum eingerichtet ist. Außerdem beherbergt das Museum eine Fledermausausstellung.
1953 hörte die Arbeit in den Gruben auf, zwei Jahre später auch die Arbeiten im Tagebau. Bis 1978 brannten jedoch die Öfen noch Kalk aus Djursland. 1981 kaufte der Künstler Anker Bach die Kalkgruben – im Kalkwerk wie auch unter Tage gaben er wie auch andere namenhafte Künstler Konzerte. Als er 1997 die Gruben schließen wollte, kaufte die Skov & Naturstyrelsen das gesamte Gelände – 14ha groß – und stellte es unter Naturschutz.
In den Gruben überwintern heute mehr als 18.000 Fledermäuse, Mønsted zählt zu den wichtigsten Überwinterungsquartieren für Fledermäuse in Europa. Um die Tiere zu schützen, sind zu bestimmten Zeiten im Jahr Abend- und Nachtbesuche nicht möglich.
Eine weitere Besonderheit haben die Kalkgruben noch zu bieten: hier lagert der Käse, der in Deutschland als dänischer Höhlenkäse verkauft wird. 250 Tonnen Käse liegen hier ca 4 Wochen, um zu reifen.
Was ich mich angesichts der Tatsache, dass man die Gruben als Besucher relativ frei erkunden kann, frage ist, ob man nicht schnell Gefahr läuft, sich da unten zu verirren?
Jetzt, wo Du es sagst…nein, ernsthaft: Mir ist kein Fall bekannt, dass sich jemand verirrt hätte.
Bleibt man im beleuchteten Teil bzw. zumindest in der Nähe der beleuchteten Gänge, besteht keine Gefahr.