Nachdem ich 2015, kurz nach der Eröffnung, schon ein erstes Mal das Sea War Museum in Thyborøn besucht hatte, machte ich mich Anfang des Jahres erneut auf, die Ausstellung anzusehen – und es hat sich wieder gelohnt.
Zeuge der Skagerrakschlacht
Das Sea War Museum liegt in Thyborøn, also an jenem Ort an der jütischen Westküste, von dem nur wenige Kilometer entfent im Jahr 1916 die sogenannte Skagerrakschlacht stattgefunden hat. Von hier aus konnte man die Kämpfe auf See zwar nicht sehen, hören konnte man sie jedoch sehr gut.
Die Skagerrakschlacht gilt als größte Seeschlacht der Weltgeschichte, 250 Schiffe und 100000 Mann standen sich hier auf der Seite der deutschen Hochseeflotte und der britischen Grand Fleet gegenüber.
Sehr eindrücklich, mit vielen einzigartigen Exponaten bestückt, erzählt die Ausstellung des Museums von vier Jahren erbitterten Seekrieges auf und unter dem Meer und fokussiert sich besonders auf die Skagerrakschlacht, in der binnen nur vierundzwanzig Stunden 25 Schiffe sanken und 9000 Menschen den Tod fanden.
Weltgeschichte vor der Haustür
Errichtet wurde das Museum auf Initiative des Tauchers und Geschäftsmannes Gert Normann Andersen aus Holstebro, der als junger Mann die Möglichkeit wahrnahm, das 1916 bei Thorsminde gestrandete U-20 zu erforschen. Das U-Boot, dessen Turm im Sea War Museum ausgestellt ist, hatte 1915 das Passagierschiff Lusitania versenkt und somit maßgeblich die amerikanische Haltung im Ersten Weltkrieg verändert. Für Andersen eine Initialzündung: Ihm wurde klar, dass ein Teil der Weltgeschichte direkt vor seiner Haustür lag, nämlich auf dem Meeresgrund der Nordsee.
Als Inhaber einer großen Tauchfirma konnte er seitdem eine beachtliche Anzahl an historischen Gegenständen bergen, die in der einzigartigen Sammlung des Museums – und nur hier – zu bestaunen sind.
Neben U-Boot Türmen vom vorher genannten U-20 und dem englischen E-50, das 2012 gehoben wurde und an dessen Turm die Spuren einer Kollision mit einem deutschen U-Boot noch deutlich zu erkennen sind, gibt es viele weitere Ausstellungsstücke: neben Gemälden, Photographien und Gegenständen des Lebens an Bord gibt es auch militärische Exponate zu sehen.
Eindrücklich zeigt ein Diorama die Dimension der Skagerrakschlacht und ein 15-minütiger Film, der abwechselnd in Dänisch, Deutsch und Englisch zu sehen ist, berichtet in bewegten Bildern über die grausamen Stunden der Schlacht und was der kleine Dampfer N.J. Fjord aus dem neutralen Dänemark mit ihr zu tun hatte.
Dokumentation eines Krieges
Besonders eindrücklich und bewegend sind Briefe, die deutsche Soldaten, seit Tagen auf dem Meer treibend und nicht mehr auf Rettung hoffend als Flaschenpost an ihre Familien schrieben und deren Abschriften hier zu lesen sind.
Alle Ausstellungsstücke sind sehr gut in Dänisch, Deutsch und Englisch beschildert. Zusätzlich erhält der Besucher einen ausführlichen Leitfaden mit vielen Zusatzinformationen zu so gut wie jedem Exponat. Die sehr netten Damen und Herren vor Ort haben für jedwede Fragen ein offenes Ohr und ihre Geschichten vermögen die Ausstellung mit weiterem Leben zu füllen.
Besonders bemerkenswert ist, dass es hier gelang, ein Museum zu schaffen, das die Gräuel des Krieges dokumentiert ohne Partei zu ergreifen. Es gedenkt der Opfer unabhängig von deren Nationalität. Das Sea War Museum zeigt, dass so etwas möglich ist und sollte Beispiel sein für Ausstellungen, die sich mit dem Thema Krieg befassen.
Errichtet ist das Sea War Museum in historischen Gebäuden– die sogenannten De Røde Huse ( die roten Häuser) dienten in den Jahren 1930-45 als Arbeitshäuser und Werkstätten des Wasserbauamtes, das hier den Hafen sowie Deiche und Buhnen errichtete. In vieren dieser insgesamt zwölf roten Häuser ist heutzutage das Museum untergebracht. Für die besonders gut gelungene Renovierung der Häuser schaffte es das Museum auf die Auswahlliste des renommierten dänischen RENOVER-Preises, mit dem außergewöhnlich gute Renovierungsprojekte ausgezeichnet werden.
Auf dem Gelände soll im Laufe der Jahre ein großes Museumsgelände mit einzelnen Museen entstehen.
In unmittelbarer Nähe zum Museum befindet sich das LandArt Kunstwerk des dänischen Künstlers Paul M. Cederdorff, der hier ein Mahnmal der Skagerrakschlacht errichtete. Darüber gibt es demnächst mehr zu lesen in einem gesonderten Artikel.
Das Sea War Museum ist im Internet zu finden unter: