Eine wilde Geschichte
Voergaard Slot geht auf einen mittelalterlichen Gutshof zurück, der 1510 in Besitz des Klosters von Børglum kam. Der Bischof von Børglum, Stygge Krumpen, ließ den Hof zu einer Art Wasserburg umbauen. Er errichtete den nördlichen Flügel des heutigen Schlosses und umgab ihn mit Wall und Wassergraben. Hier lebte er zeitweise mit seiner Geliebten Elsebeth Gyldenstjerne.
Nach der Reformation gelangte Voergaard in königlichen Besitz bis Frederik II (König von Dänemark und Norwegen 1559-1588) das Anwesen 1578 an Karen Krabbe übertrug. Unter deren Tochter Ingeborg Skeel erhält Voergaard sein heutiges Aussehen.
Nach mehreren Belagerungen im 17. Jahrhundert sowie über hundert Jahren im Besitz der Familie Reetz, ging Voergaard 1872 in Besitz von Peter Brønnum-Scavenius über. Er restaurierte und renovierte das Anwesen umfassend. 1952 kaufte Ejnar Oberbech-Clausen das Schloss Voergaard und trug eine bedeutende Kunstsammlung zusammen, die Werke von Goya, Rubens, Raphael, El Greco, Watteau und Frans Hals sowie Möbel aus der Zeit von Louis 14. und 16. umfasst.
Nach dessen Tod gingen Anwesen und Kunstschätze in die Hände einer Familienstiftung.
Ein königliches Portal
Das Schloss befindet sich auf einer nahezu quadratischen Insel, umgeben von einem breitem Schlossgraben. Die früheren Wallanlagen sind komplett eingeebnet. Voergaard Slot ist ein L-förmiger, zweiflügeliger Backsteinbau mit zwei Treppen- und zwei Wohntürmen als Verlängerung des Ostflügels.
Im burgähnlichen Nordflügel des Schlosses finden sich noch Reste der bischöflichen Festung des 16. Jahrhunderts sowie der gotisch geprägte Treppengiebel. Der Ostflügel wurde im Stil der Nordischen Renaissance errichtet. An der Fassade finden sich Dekorationen aus Sandstein. Interessant ist auch das Portal, das ursprünglich für das königliche Schloss Frederiksborg gedacht war und als Geschenk Frederik II an Ingeborg Skeel gelangte.
Die Weiße Frau, ein Blutfleck und ein Kerker
Um Voergaard ranken sich zahlreiche Geschichten und Sagen.
Rosedonten
Viele von ihnen drehen sich um Stygge Krumpen und das Leben mit seiner Geliebten. Außerdem ist aus seiner Zeit noch ein Kerker erhalten, der sogenannte Rosedonten. Hier konnte ein Mensch weder stehen noch liegen, so klein war die Zelle. Es gibt hier weder Licht noch Luftlöcher. Einzig ein Schacht, der von hier aus in einem Zimmer, das zwei Etagen über dem Kerker liegt, sorgte für Atemluft. Von dem Zimmer aus konnte man Gefangene im Kerker belauschen.
Ingeborg Skeel
Die berühmteste Geschichte jedoch ist wohl die der Weißen Frau, die des nachts schon häufiger im und am Schloss gesichtet worden sein soll. Hierbei handelt es sich der Sage nach um den Geist der Ingeborg Skeel, der keine Ruhe findet. Über Ingeborg Skeel gibt es viele Geschichten, der Großteil berichtet von einer unbarmherzigen und kalten Frau. Derartige Beschreibungen erfolgreicher und sehr tüchtiger Frauen dieser Zeit sind aber keineswegs ungewöhnlich, so dass die Darstellung Ingeborg Skeels mit Vorsicht zu genießen ist. Unpopulär war sie ziemlich sicher, aus welchem Grund sie das war, bleibt jedoch etwas im Dunkeln.
So soll sie den Baumeister des Ostflügels, den Architekten Philipp Brandin nach Fertigstellung des Gebäudes im Burggraben ertränkt haben. Ob sie verhindern wollte, dass jemals wieder ein so schönes Gebäude errichtet werden würde oder einfach die Bezahlung des Baumeisters umgehen wollte, bleibt dabei ungeklärt. Nach Ingeborgs Tod erschien ihr Geist derartig oft im Schloss, dass ein Priester den Geist in das nahegelegene Moor verbannen musste.
Nun rückt die Weiße Frau dem Schloss jedes Jahr einen Schritt näher und erreicht Ingeborg Voergaard Slot und schaut ins Fenster, dann ist Voergaard – so die Sage – für immer verloren.
Der Fleck, der nicht verschwindet
Eine weitere Geschichte dreht sich um einen Fleck in einem der nordöstlichen Turmzimmer. Der Fleck auf dem Holzboden war lange Jahre verborgen und kam 1997 bei einer Renovierung wieder zum Vorschein. Trotz mehrmaligen Abschleifens, kommt der Fleck immer wieder hervor. Es wird erzählt, dass es sich dabei um das Blut eines Ermordeten handle und dass sich dieser Fleck nicht entfernen lässt.
Photos mit freundlicher Genehmigung von VoergaardSlot