Das „Stonehenge“ Lollands
Unweit des kleinen Hafens Krægnes an der nordwestlichen Ecke Lollands befinden sich die Dodekalithen – die dänische Schreibweise ist Dodekalitten.
Am besten parkt man sein Auto am Hafen, von wo aus man mit der Fähre nach Femø sowie nach Fejø übersetzen kann. Schaut man vom Hafen aus Richtung Festland sieht man in der Ferne schon die bis dato sechs Steine auf einer kleinen Anhöhe stehen.
Dorthin muss man jedoch zu Fuß, ein Stück die Straße zurück und dann durch einen kleinen Wald auf einem gut angelegten Weg. Ich war froh über diesen schattigen Weg, an einem Tag wie diesem mit blitzeblank geputztem Himmel und Temperaturen um die 30 Grad eine echte Wohltat.
Der Weg ist das Ziel oder doch nicht?
Dennoch muss man das letzte Stück die Anhöhe hinauf über einen Weg an Kornfeldern vorbei. Den Kreis der sechs Steinfiguren immer Blick. Es bedeutet als etwas Mühe, sich die Dodekalithen aus der Nähe anzusehen und mir kommt der Gedanke, dass genau das auch ein Teil des Ganzen ist. Der Weg dorthin.
Heute verirren sich nur eine Handvoll Besucher den Hügel hinauf – rätselhaft, ist doch Hochsaison und allerbestes Wetter. Vielleicht ist es aber auch – zumindest für viele – schon fast zu warm (ich weiß jetzt, warum es Dänische Südsee heißt – wirklich!)
Momentan sechs Steinskulpturen
Die Dodekalithen befinden sich inmitten einer Landschaft mit besonders vielen prähistorischen Grabhügeln – das Setting ist also sozusagen historisch.
Der Steinkreis, der momentan noch aus sechs Steinen besteht, ist wirklich beeindruckend. Jetzt schon – wie wird es wohl sein, wenn alle zwölf Skulpturen stehen? Sie bilden einen Kreis von ungefähr 30 Metern Durchmesser.
Drei der 7-8m hohen Steinskulpturen haben bereits Gesichter, alle sind zum Zentrum des Kreises gerichtet. In regelmäßigen Abständen erklingt Musik aus einem unter dem Kreis verbauten 12 Kanal Musikmixer – und das hat etwas Ehrwürdiges. Chormusik inmitten dieser meterhohen Steinskulpturen, im Hintergrund das Meer, am Horizont die Inseln der Dänischen Südsee – es weht ein leichter Wind.
Eine kleine Hinweistafel etwas abseits des Kreises weist darauf hin, dass die Musik bei starkem Sturm nur schwer bzw. gar nicht zu hören ist. Vermutlich gab es Beschwerden.
Inmitten des Kreises sind momentan zwölf kleine hölzerne Skupturen, die von Kindern angefertigt wurden, aufgestellt. Wie die Originale besitzen auch die Holzfiguren ein Gesicht und sind auf den Kreismittelpunkt gerichtet.
Projekt mit eigenem Sagenkreis
Die Initiatoren dieses Projekts sind der Komponist Gunner Møller Pedersen und der Bildhauer Thomas Kadziola.
Nachdem Pedersen das LandArt Kunstwerk „Anemarken“ des Bildhauers entdeckt hatte, kam ihm die Idee eines „Stonehenge“ auf Lolland. Er schlug Kadziola eine Zusammenarbeit vor, der einwilligte unter der Bedingung, Møller möge die Musik zu dem Projekt komponieren.
Die Zusammenarbeit startete. Und noch viel mehr. Møller erschuf einen ganzen Sagenkreis um das imaginäre Volk der Lolen, das einst die Insel besiedelt hatte – und auch Namensgeber war. Die Sage berichtet, dass schon die Lolen einen Steinkreis mit 12 Monumenten errichteten, jedes einzelne stellte charakteristische Züge von Häuptlingen, Schamanen oder besonders guten Sängern dar. Auch bei ihnen waren alle Gesichter gen Zentrum des Kreises gerichtet, denn sie beratschlagten oder sangen gemeinsam, was die einfachen Stammesanhänger sowohl erfreuen als auch erschaudern lassen konnte.
Aber auch ohne dieses ganze, ein eigenes Wörterbuch umfassende Universum der Lolen, ist das Monument auf einem Hügel an der Nordküste Lollands ein lohnenswertes Ziel. Und ich bin gespannt auf die weiteren Steinskulpturen, die den Dodekalithen noch hinzugefügt werden.