Kapidaenins Sprogkalender uge 7

Sprachenlernen ohne Grammatik klappt in den allermeisten Fällen nicht. Ja, das klingt vielleicht für manch einen angsteinflößend, dazu besteht aber überhaupt kein Grund. Natürlich gibt es die wenigen Ausnahmen, in denen Fremdspracherwerb im Erwachsenenalter ganz ohne Grammatik gut geht und zumindest insofern erfolgreich ist, dass man sich mündlich verständigen kann. Lese- wie auch Schreibfähigkeiten in der fremden Sprache werden jedoch in den allermeisten Fällen nicht erworben.

Sprachenlernen wie ein Kind

So erging es einer Kommilitonin von mir, die – etwas unüberlegt – ein Dreivierteljahr nach Island ging. Da sie keine Lust auf Uni hatte, nahm sie an einem Austauschprogramm teil, bei dem sie auf einem einsam gelegenen Bauernhof landete. Und leider den Großteil ihrer Zeit dort im Herbst und Winter verbrachte. Aber! Aber als sie zurückkam, konnte sie Isländisch verstehen und sprechen. Sie hatte eine Fremdsprache gelernt wie ein Kind. Lesen und Schreiben konnte sie Isländisch hingegen nicht. Und ich sage Euch – auch, wenn sich das vielleicht ein bisschen toll anhört – eine Sprache auf diese Art und Weise zu lernen, ist für Erwachsene sehr viel schwieriger.

Was läuft da unbewusst?

Denn bei uns sind schon gewisse Strukturen wie z.B. Lernmuster angelegt, da wir ja schon eine Sprache erlernt haben – und in den meisten Fällen ja auch mindestens schon eine Fremdsprache. Wir machen uns also unbewusst alte Muster und Lernvorgänge zunutze, unser Hirn nutzt bereits angelegte Verknüpfungen. Daher fällt es uns auch leichter, eine ähnliche Sprache wie die bereits erlernte Fremdsprache zu erlernen als eine sehr weit entfernte. Andererseits machen uns zu starke Ähnlichkeiten zur Muttersprache beim Erlernen einer Fremdsprache ebenso Probleme: Hier versucht man unbewusst, die neue Sprache von der eigenen abzugrenzen. Unterschiede zu sehen ist eine Lernstrategie, die sehr effektiv ist. So haben z.B. deutsche Dänischlernende häufig mit der Satzstellung Probleme, obwohl sie im Prinzip ganz genauso funktioniert wie im Deutschen. Warum ist das so? Weil a) Bezüge und Muster zur ersten Fremdsprache gesucht werden – und da ist der Satzbau ja bei den allermeisten ein bisschen anders (erste (Schul-)Fremdsprache in Deutschland ist Englisch) und b) versucht wird, das Neue vom Bekannten abzugrenzen.

Die unbestimmte Form der Hauptwörter


Lange Worte, kurzer Sinn – was ich sagen will: Ganz ohne Grammatik geht es nicht – ich sage sogar ganz ohne Grammatik macht man sich das Lernen schwerer!


Starten wir also mit einem schönen Thema – den Substantiven und deren unbestimmten und bestimmten Artikel. Hauptwörter im Deutschen haben drei unterschiedliche grammatikalische Geschlechter (bestimmter Artikel / unbestimmter Artikel): Maskulin (der / ein ), Feminin (die / eine) oder Neutrum (das/ ein).

Nun zur guten Nachricht: Das Dänische unterscheidet nur in zwei grammatikalische Geschlechter: Utrum (das sind Maskulin und Feminin) und Neutrum, die dazugehörigen unbestimmten Artikel dazu sind „en“ und „et“.


Beispiele für den unbestimmten Artikel:


en bil – ein Auto
et hus – ein Haus


Die schlechte Nachricht ist: Man kann nicht vom Deutschen aufs Dänische schließen, muss als zu jedem neuen Hauptwort auf Dänisch den entsprechenden Artikel dazulernen. Aber 75% aller Substantive sind en- Wörter, weiß man es also mal nicht und muss raten, ist die Chance groß, richtig zu liegen, wenn man auf Utrum, also en-Wort, tippt. Und – und das wird mir anfangs selten geglaubt, später aber eigentlich immer bestätigt – im Laufe der Zeit entwickelt man ein gewisses Gefühl dafür, welchen Artikel wohl das Hauptwort haben könnte. Wirklich!

Ganz einfach: Die bestimmte Form der Hauptwörter

Wie sieht es nun also aus, wenn ich von einem bestimmten Auto bzw. Haus sprechen möchte, also das Auto und das Haus? Dann passiert im Dänischen folgendes, einfach genial, es wird das „en“ bzw. „et“ hinten an das Hauptwort angehängt.


bilen – das Auto
huset – das Haus


Das ist doch genial, oder? Und genau auf solche Angaben solltet Ihr z.B. beim Kauf eines Wörterbuches achten – tut man das eigentlich noch? Also ein Wörterbuch kaufen? Schlagt ein Wort nach, dessen Artikel Ihr kennt. Zum Beispiel „bil“ oder „hus“, das kennt Ihr ja jetzt. In guten Wörterbüchern findet man einen Eintrag in dieser oder ähnlicher Form:

bil (-en, -er) oder hus (-et, -e)

Was sehen wir dort? Wir sehen das Grundwort „bil“ / „hus“ sowie in Klammern die Angaben des bestimmten Artikels „-en“ bzw „et“ – somit wissen wir also auch, dass ein Auto „en bil“ bzw ein Haus „et hus“ heißt) plus die Pluralangabe (unbestimmt): Autos bzw. Häuser. Aber um die Mehrzahl kümmern wir uns ein anderes Mal.



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