Rubjerg Knude Fyr – Der Stand der Dinge

Um den Rubjerg Knude Fyr nochmal an seinem alten Platz zu sehen, machte ich mich bei bestem Wetter auf nach Lønstrup. Und das war nicht meine beste Idee. Ganz offensichtlich hatten viele andere Menschen ebenso den Wunsch, dem Leuchtturm an seinem alten Platz einen Besuch abzustatten.


Ich kann mich an unzählige Male erinnern, bei denen ich quasi völlig alleine hier durch die Klitplantage Richtung Düne wanderte, um dann am Leuchtturm nahezu gänzlich Einsamkeit zu genießen. Manchmal auch Zweisamkeit.

Selbst in dem Jahr, als Lampen am Leuchtturm installiert und der Fyr beleuchtet war, waren kaum Menschen dorthin unterwegs. Auf dem Weg zum Turm, denn damals gab es den Parkplatz in der Nähe des Leuchtturms schon nicht mehr, wurde es richtig ein bisschen unheimlich, weil man sich in der Dunkelheit alleine wähnte. Und auch fast war.

Parkplatzsuche - ein Wort, das hier bislang unbekannt war (c) Sibille Fuhrken
Parkplatzsuche – ein Wort, das hier bislang unbekannt war
(c) Sibille Fuhrken

Früher war mehr Lametta – und keine Parkplatzsuche

Davon heute aber keine Spur. Der reguläre Parkplatz ist überfüllt, der Behelfsparkplatz stößt auch schon bald an seine Grenzen, lange Schlangen vor dem neu errichteten Toilettenhäuschen und ein Trecker, der, ähnlich wie der Sandormen auf Grenen, Besucher zum Ort der Begierde kutschiert.

Nicht, dass ich hier falsch verstanden werde – ich verstehe jeden, der Rubjerg Knude Fyr besucht. Grundsätzlich. Es ist einfach ein phantastischer Ort!

Schließlich bin ich ja auch hier – komme seit Jahrzehnten hier her – und belege heute einen der zusehends knapper werdenden Parkplätze.
Ich finde es trotzdem nicht so schön.


Und ich frage mich ernsthaft, wie es hier zugehen soll, wenn die erwarteten 25.000 Schaulustigen, die in Kalenderwoche 43 erwartet werden, wirklich hier aufschlagen. Ziehe ich mal die häufig optimistische dänische Einschätzung ab – selbst 15000 Menschen sind hier mehr als zu vertragen sind.

Baustelle am Rubjerg Knude Fyr
(c) Sibille Fuhrken
Baustelle am Rubjerg Knude Fyr
(c) Sibille Fuhrken

Ich gehe aber trotzdem natürlich zum Turm. Die Baustelle ist abgesperrt, aber offensichtlich ist das nicht für jedermann zu erkennen – und die dänische Art und Weise, auf verantwortungsvolles Handeln und Auftreten zu vertrauen, ist auch nicht jedem Besucher bekannt.

Aber davon mal abgesehen, ist der Stand der Dinge momentan dieser:

Der Weg zum Leuchtturm ist wegen der schweren Baumaschinen mit Platten belegt
(c) Sibille Fuhrken
Der Weg zum Leuchtturm ist wegen der schweren Baumaschinen mit Platten belegt
(c) Sibille Fuhrken
Der Weg für Rubjerg Knude Fyr wird frei geschaufelt
(c) Sibille Fuhrken
Der Weg für Rubjerg Knude Fyr wird frei geschaufelt
(c) Sibille Fuhrken
Blick aus südlicher Richtung - hier sieht man den Sockel
(c) Sibille Fuhrken
Blick aus südlicher Richtung – hier sieht man den Sockel
(c) Sibille Fuhrken
Kann man sich hier 25000 Menschen vorstellen?
(c) Sibille Fuhrken
Kann man sich hier 25000 Menschen vorstellen?
(c) Sibille Fuhrken
Vorbereitungsarbeiten 
(c) Sibille Fuhrken
Vorbereitungsarbeiten
(c) Sibille Fuhrken

Der Turm soll in Kalenderwoche 43 um 80 Meter versetzt werden. Hier sieht man etwas über die Verfahrensweise:

Das Schienensystem, mit dessen Hilfe der Turm versetzt werden soll
(c) Sibille Fuhrken
Das Schienensystem, mit dessen Hilfe der Turm versetzt werden soll
(c) Sibille Fuhrken

Auch wenn ich anfangs sehr skeptisch war, was die Versetzung des Rubjerg Knude Fyr betrifft, bin ich mittlerweile froh, dass man diese Unternehmung wagt.

Ich hoffe sehr, dass alles gut gehen wird – nicht nur technisch, das ja sowieso.

Ich hoffe auch, dass zum Beispiel das Wetter mitspielt. Dass es nicht stürmisch ist.

Dass alle Besucher und Fernsehteams sich ordentlich aufführen und nicht am Ende der Turm zwar versetzt ist, aber die Klitplantage mit ihren vielen tollen Sanddornpflanzen völlig zertstört ist.

Dass niemand die Steilküste unterschätzt und sich zu nah (wie leider schon gesehen) an die Kante wagt.

Und dass der kleine Ort Lønstrup, der mir so sehr am Herzen liegt und wie eine Heimat ist, sein Wahrzeichen behalten wird, nachdem schon eine Rettung der Mårup Kirche vor allem finanziell nicht gelang. Wenigstens erstmal auf Zeit. Und dann sieht man weiter.

Blick Richtung Lønstrup
(c) Sibille Fuhrken
Blick Richtung Lønstrup
(c) Sibille Fuhrken

Meine Freundin, die seit ewigen Zeiten in Lønstrup lebt, fragt mich „Was bleibt uns denn dann, wenn der Leuchtturm weg ist, Bille? Dann haben wir nichts mehr. Und wir werden vergessen.“ Das auf jeden Fall passiert erstmal nicht. Und was mich betrifft sowieso nicht. Auch nicht ohne Leuchtturm.

PS Ich glaube, dass man schon in absehbarer Zeit die Versetzung des Turmes um 80 Meter gar nicht mehr bemerken wird. Aus der Ferne schon gar nicht. Es bleibt spannend.

Auf dem Weg zum Rubjerg Knude Fyr
(c) Sibille Fuhrken
Auf dem Weg zum Rubjerg Knude Fyr
(c) Sibille Fuhrken


4 thoughts on “Rubjerg Knude Fyr – Der Stand der Dinge”

  • Hej Sibille,
    mal wieder, wie eigentlich immer, ein toller Bericht.
    Zu deinen Wünschen: „Dass alle Besucher und Fernsehteams sich ordentlich aufführen und nicht am Ende der Turm zwar versetzt ist, aber die Klitplantage mit ihren vielen tollen Sanddornpflanzen völlig zertstört ist. “
    Da kann ich dir wenig Hoffnung machen. Da ist sicher alles plattgetrampelt.
    Aber der Bericht wirft ja auch eine grundsätzliche Frage auf. So „schön“ der Turm auch ist, es ist nunmal der Lauf der Dinge, dass auch mal etwas wieder verschwindet. Aus welchen Gründen auch immer. Macht es wirklich Sinn solch ein Unternehmen, das ja sicher auch eine Menge Geld kostet. Alle Welt redet von Klima- und Umweltschutz, es muss dringend etwas getan werden, aber es soll auch alles so bleiben wie es ist. Das funktioniert nicht. So auch hier. Der Turm stürzt ab, bedingt durch die Natur. Lasst ihn fallen, Lönstrup kann und sollte sich anders definieren als nur bloßes Anhängsel eines alten Turms.
    Gruß Eberhard

    • Hej, tak for roserne, Eberhard! Danke! Ich hoffe immer noch ein wenig darauf, dass die tatsächliche Zahl der Schaulustigen bei weitem nicht so hoch sein wird wie angenommen. Vielleicht bleibt ja dann doch ein wenig der Klitplantage übrig? ich hoffe es jedenfalls sehr.
      Wie Du ja sicherlich weißt, bin ich selbst auch etwas hin-und hergerissen. Daher verstehe ich Deine Argumente durchaus. Ich hätte damals die Maarup Kirke retten wollen – das hätte allerdings tatsächlich ein Vielfaches gekostet. Überhaupt – vergleichsweise finde ich 5 Mio Kronen für so ein Unterfangen doch tatsächlich eher günstig – wenn man sich mal von der Frage löst, ob es überhaupt notwendig ist. Ich weiß es nicht. Ich wünsche mir, jetzt, da es ja in vollem Gange ist, aber, dass alles gut geht. Kærlig hilsen

  • Hey Sybille ,
    Vor zwei Wochen sind wir erst aus Lönstrup wieder heimgefahren.
    Vor drei Wochen waren wir bei unserem knude ? und haben uns verabschiedet ?? nur für alle Fälle…
    Meine Mama hat uns ganz viel erzählt und Fotos gezeigt aus der Zeit wo die Häuser noch standen.
    Eine Düne ohne ihn ist sehr schwer vorstellbar und ich glaube ganz fest daran dass alles klappt. Nächstes Jahr kommen wir wieder…und dann werde ich ihn knuddeln.. jaaa knuddeln….das mache ich immer ?
    Ganz liebe Grüße

    • Hej! Ich glaube ganz sicher, dass Ihr Rubjerg Knude Fyr im nächsten Jahr unversehrt wiedersehen werdet 🙂 Und ganz ohne Düne wird er ja dann nicht sein, vermutlich holt sie sich „ihren Fyr“ schneller wieder zurück, als allen lieb ist 🙂 Liebe Grüße!

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