Seit Anfang April haben sowohl das Anchers Hus als auch Drachmanns Villa PAX in Skagen wieder ihre Türen geöffnet.
In den beiden Künstlerhäusern, den ehemaligen Wohnhäusern des Malerehepaars Anna und Michael Ancher sowie des Marinemalers und Dichters Holger Drachmann kommt man der Künstlerkolonie Skagen so nah wie sonst nie.
Skagenmaler populär wie nie
Wer kennt es heute nicht: das Gemälde der beiden Frauen, die in ihren langen, weißen Kleidern am Strand entlang spazieren? Der Maler P.S. Krøyer, eine der Schlüsselfiguren der Künstlerkolonie auf Skagen, schuf 1893 mit seinem Sommeraften ved Skagens Sønderstrand eines der bekanntesten und meist zitierten Werke der Künstler Skagens.
Als Skagen gegen Ende des 19. Jahrhunderts noch ein beschauliches Dorf mit knapp 2000 Einwohnern war, ahnte wohl kaum jemand, was eines Tages aus diesem Fleckchen Erde werden würde.
Es gab noch keinen Hafen und die Anreise in den äußersten Norden war außerordentlich beschwerlich. Erst im Jahr 1890 wurde die Bahnstrecke bis nach Skagen erweitert. Bis dahin musste man mit der Postkutsche am Strand entlang fahren, was nicht selten zu Reisekrankheit und nassen Füßen führte. Das wissen wir von keinem Geringeren als dem berühmten Märchendichter Hans Christian Andersen, der 1859 die Stadt besuchte und dies in seinen Erinnerungen festhielt.
Die ersten Maler reisen nach Skagen
1872 besuchte ebenfalls trotz aller Reisewidrigkeiten ein Maler das kleine Fischerdorf. Sein Name: Holger Drachmann. Ihm taten es einige der Künstler nach, die sich an der Kunstakademie in Kopenhagen kennengelernt hatten, und so stand die berühmte Künstlerkolonie in Skagen in den Startlöchern.
Die Gründung einer Künstlerkolonie war allerdings kein dänisches, geschweige denn jütisches Phänomen. Vielerorts lockten zu dieser Zeit ländliche Gegenden zur Freiluftmalerei, ihre Beschaulich- und Ursprünglichkeit zum Leben auf dem Lande.
Die Skagenmaler thematisierten in ihren Gemälden das harte Leben der Bevölkerung. Dünen, karge Heidelandschaften und natürlich das Meer rückten in den Fokus. Weitere Besonderheit war und ist das Licht, das hier in Skagen, umgeben vom Meer, besonders hell ist.
Die Maler des Lichts lassen sich in Skagen nieder
1879 ließ sich der Bornholmer Maler Michael Ancher in Skagen nieder, nachdem er 1974 erstmals in Skagen war und sich dort nicht nur in den kleinen Fischerort, sondern vor allem in die Tochter seiner Gastwirte und Hotelbesitzer, Anna Brøndum, verliebt hatte.
Nach Skagen kamen in der Folge auch Karl Madsen, Viggo Johansen, Holger Drachmann und weitere. Treffpunkt der Künstler wurde Brøndums Hotel, das Annas Eltern, Ane und Erik Brøndum, betrieben.
1882 gesellte sich Peder Severin Krøyer zu den Künstlern und in den folgenden Jahren entstanden die wichtigsten Werke der Skagenmaler.
1908 gründeten die Maler Michael Ancher, P.S. Krøyer und Laurits Tuxen, Hotelbesitzer Degn Brøndum und Apotheker Victor Klæbel das Skagens Museum.
Das Havehuset, das das Ehepaar Ancher die ersten Jahre ihrer Ehe als Wohnhaus bezogen hatte sowie das alte Kornmagazin, das P.S.Krøyer als Atelier nutzte, wurden im alten Garten des Hotels errichtet und sind noch heute als Teil des Museums zu besichtigen.
Das Haus im Markvej
Anna und Michael Ancher kauften 1884 das Haus im Markvej 2. Hier lebten sie mit ihrer Tochter Helga und ließen in späteren Jahren ein Atelier errichten, das parallel zum ehemaligen Wohnhaus lag und durch einen Zwischenbau mit ihm verbunden war.
Nach dem Tode ihrer Eltern übernahm Helga das Haus, das auf ihren Wunsch hin mit allem Interieur sowie Kunstwerken bewahrt wurde. 1967 wurde das Anchers Hus als Museum eröffnet.
Heute sieht man im alten Wohnhaus der Familie eine Reihe kleinerer Räume – die alte Küche sowie einige Stuben. Viele große und kleinere Gemälde – Landschaften, Stillleben, Portraits der Anchers und der Künstlerkollegen – sowie Möbel und unzählige Gegenstände aus dem Leben der Familie sind hier bewahrt worden.
Besonders eindrucksvoll ist das Gemälde über dem Klavier. Es zeigt Anna und Michael Ancher und wurde von P.S. Krøyer, langjähriger Freund des Paares, gemalt. Das Bild entstand 1905 und wurde der Familie zur Silberhochzeit geschenkt.
Der Atelier-Komplex beherbergt Michael Anchers Atelier wie auch Anna Anchers etwas kleineres Atelier mit Oberlicht – denn auch Anna wurde eine sehr erfolgreiche Malerin, die immer von ihrem Mann unterstützt wurde. Östlich befinden sich Speisekammer, Küche, Wirtschaftsraum und ein Badezimmer.
Im Atelier stehen Pinsel und Staffeleien und den ein oder anderen Besucher würde es vielleicht gar nicht wundern, käme Anna gleich zur Tür herein. Die Atmosphäre in diesen ehemaligen Wohnhäusern ist etwas ganz Besonderes.
Im sogenannten Zwischenbau befindet sich ein großes Speisezimmer sowie der Treppenaufgang zum Obergeschoss. Im Speisezimmer hängen ebenfalls etliche Gemälde – wie war es wohl, als hier der lange Tisch gedeckt, rundherum Künstler versammelt, diskutierend, trinkend, lachend…
Die Villa PAX
Auch das Drachmannshus ist einen Besuch Wert.
Drachmann war ausgebildeter Marinemaler und anerkannter Dichter.
Nachdem er 1872 erstmals nach Skagen kam, zog es ihn immer wieder an die Spitze Dänemarks bis er sich schließlich ganz dort niederließ.
Ein Jahr vor der Hochzeit mit seiner dritten Frau Soffi kaufte er 1902 das heutige Drachmannshus, das er damals kurzerhand in PAX umtaufte und an den ältesten Teil des Gebäudes ein Atelier anbaute.
Die Villa Pax, wie das Drachmannshus auch genannt wird, sieht weitestgehend noch so aus wie zu den Jahren, in denen Holger und Soffi Drachmann dort lebten.
Über 150 Zeichnungen und Gemälde von Drachmann selbst, aber auch von befreundeten Malern, zieren noch heute die Wände des Hauses. An der Garderobe hängen noch Hüte und Mäntel, sein Schreibtisch wirkt als sei er nur gerade mal kurz aufgestanden und komme gleich wieder.
Drachmann starb 1908 in Hornbæk und wurde in den Dünen von Grenen beigesetzt.