Salzsieden auf Læsø – ein Museumsbesuch

Als ich vor ein paar Tagen über eines der 7 Wunder Nordjütlands, nämlich über die Tangdachhäuser auf Læsø schrieb, schwelgte ich ein wenig in Erinnerungen an den Frühsommer, als ich zuletzt auf der schönen Insel war. Nicht nur die Tangdachhäuser sind wirklich die Reise wert, es gibt noch viel mehr zu sehen und von einem Ziel möchte ich Euch gleich mal berichten – der Salzsiederei auf Læsø.

Bestimmt kennt Ihr das Salz, das von der Insel stammt, aus einem Dänemarkurlaub, oder nicht? Ob Ihr nun schon in den Genuss dieses Salzes gekommen seid oder nicht – in jedem Fall ist ein Besuch in der Salzsiederei ein Muss, wenn man auf Læsø ist!

 

 

Die Salzsiederei ist nicht riesig groß, das schonmal vorab. Es handelt sich um ein belebtes Museum, hier wird also gleichzeitig ausgestellt und gearbeitet. In den zwei rekonstruierten, mittelalterlichen Siedehütten wird tatsächlich das Salz, das man auch kaufen kann (natürlich auch hier, in einem sehr unaufdringlichen Shop), hergestellt.

Aber was hat es eigentlich mit dem Salzsieden auf der Insel im Kattegat auf sich?

 

Saline – zur Veranschaulichung errichtet

 

Salzsieden auf Læsø schon im Mittelalter

 

Alles begann mit archäologischen Ausgrabungen im Süden der Insel, die mittelalterliche Salzsiedehütten zutage brachten. Der Entdeckerdrang war nun nicht mehr zu bremsen! Man fand heraus, dass das Salzsieden auf Læsø bereits mehrere Jahrhunderte hindurch von immenser Bedeutung war.

Salzsieden war schon im Mittelalter auf Læsø verbreitet. Bereits ab dem 12. Jahrhundert gab es künstlich angelegte Brunnen, aus denen salzhaltiges Grundwasser für die Salzproduktion entnommen wurde. Diese Brunnen lagen – wie auch heute noch – im Süden der Insel: das heutige Naturschutzgebiet Rønnerne weist spezielle geologische Gegebenheiten auf, die ein sehr salzhaltiges Grundwasser begünstigen.

 

Rekonstruktion eines Salzbrunnens

Das Gebiet ist besonders flach und so wird es während der Wintermonate mehrmals überschwemmt. Das anschließende Verdampfen des Wassers bewirkt ein Absinken des Salzes in den Boden. Eine in etwa 2m Tiefe liegende dicke Tonschicht kann vom Wasser nicht durchdrungen werden. Das salzige Restwasser staut sich also hier und sammelt sich in unterirdischen Senken. Der Salzgehalt des zurückbleibenden Wassers beträgt bis zu 15% – im Vergleich dazu: der Salzgehalt des Kattegats liegt hier bei 2-3%.

 

Abgaben an Viborg und die Folgen

 

Das Domkapitel in Viborg, das lange Zeit Besitzer der Insel im Kattegat war, war sich sehr schnell der wirtschaftlichen Bedeutung des Salzes bewusst. Schließlich war Salz zu jener Zeit unverzichtbar zum Konservieren von Fisch und Fleisch. Die Inselbewohner mussten jährliche Abgaben in Form von Salz an Viborg machen, in einigen Quellen sind von über 600 Tonnen des „weißen Goldes“, die geliefert werden mussten, die Rede.

So entstanden über 1000 Salzsiedehütten auf der Insel – und das nicht ohne Folgen. Denn was brauchte man, um Salz zu sieden? Feuer! Und um Feuer zu machen, brauchte man Holz. Folge war also eine nahezu komplette Abholzung der Insel. Aber ohne Wald war die Insel dem Flugsand ausgeliefert und so ist unter anderem das Dorf Hals sowie dessen Kirche im Norden der Insel dem Sand zum Opfer gefallen. Heute erinnert nur noch ein großer Stein, der die Stelle markiert, an der die Kirche von Hals stand, an den Ort.

1652 wurde daraufhin die Salzsiederei auf Læsø komplett verboten und seit 1920 gibt es eine konsequente Aufforstung auf einem 1700 Hektar großen Gebiet, der Læsø Klitplantage.

 

Blick über das Museumsgelände

 

Eine Idee nimmt Form an

 

1991 gelang es, eine mittelalterliche Salzsiedehütte auf Grundlage der Ausgrabungsergebnisse zu rekonstruieren und die Idee, wieder eine Salzsiederei aufzubauen und in Betrieb zu nehmen, war geboren. Im Jahre 1998 kam ein zweites Gebäude hinzu.

Heute kann man hier in zwei rekonstruierten Siedehütten – schwarz geteert und mit Grassodendächern versehene Hütten – dem Siedemeister bei der Arbeit zusehen. Und nicht nur das. Man kann Fragen stellen und seinen Geschichten lauschen.

 

Bei der Arbeit

 

In sechs offenen Siedepfannen werden jährlich etwa 50 Tonnen Salz hergestellt. Und das mit mittelalterlichen Techniken.

Das salzhaltige Grundwasser wird in offenen Eisenpfannen eingedampft. Nach vier bis fünf Stunden wird die Temperatur von ca. 85 auf 60 Grad herunter geregelt und die Kristallisation beginnt. Ungefähr nach 24 Stunden kann das Salz geerntet werden. Dann wird Wasser nachgefüllt, angeheizt und ein neuer Kristallisationsprozess gestartet. Das geerntete Salz wird zum Trocken im Freien auf Holzgestellen verteilt oder in großen Körben in die Sonne gestellt.

 

 

Aussichtsturm

 

Auf dem Gelände gibt es auch einen Aussichtsturm, von dem aus man einen grandiosen Blick über die Gebäude und vor allem das Naturschutzgebiet Rønnerne hat. Für Kinder gibt es die Möglichkeit, in kleinen, eisernen Siedepfannen ihr eigenes Salz herzustellen (ich vermisse – wie immer – das Schild „Für Kinder und Junggebliebene“…ich möchte sowas auch machen!) und in der Saison gibt es Vorträge und Veranstaltungen.

 

Blick über Rønnerne

 

Und überall qualmt und raucht es, in der Sonne stehen große Körbe, in denen Salzkristalle trocknen und mich überkommt ein bisschen Wehmut. Und Freude, mal wieder hier gewesen zu sein.

 

Salz in Körben


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