Wer oder was ist eigentlich…die Landschaft Thy

Thy und Vendsyssel bilden die Nordjütische Insel

Thy ist die Bezeichnung einer Landschaft Nordjütlands. Zusammen mit Vendsyssel bildet Thy die sogenannte Nordjütische Insel.
In Thy leben ca. 40000 Menschen, die thybo (Mehrzahl thyboer) genannt werden. Verwaltungszentrum von Thy ist Thisted, weitere wichtige Orte sind Klitmøller, Hanstholm und Nørre Vorupør. Thy ist mit dem dänischen Festland durch zwei Brücken verbunden: der Oddesundbroen (verbindet Jütland mit Thyholm) und die Vilsundbroen (verbindet Mors mit Thy).

 

Etymologie des Namens Thy

Erstmals taucht der Name Thy im Erdbuch König Waldemars II im Jahre 1231 als Thiuthæ sysæl (Thy-Syssel) bzw. Thiud (Thy) auf. Das Wort thiuthæ lässt sich herleiten vom altnordischen Wort  þjóð, was soviel wie „Volk“ bedeutet. Die Namensgebung dieses Landstrichs kann also von mehreren Volksstämmen rühren.
Claudius Ptolomäus verortete im 2. Jh Teutonen in Jütland und die Theorie, der Name Thy hänge mit den Teutonen zusammen, hat auch heute viele Befürworter. Andererseits findet sich das altnordische Wort þjóð ebenfalls in tysk /deutsch sowie Dutch wieder.

 

Landschaft und Besiedlung von Thy

Das heutige Aussehen der Landschaft Thy enststand im Laufe der letzten Eiszeit, ursprünglich waren hier mehrere kleinere und größere Inseln. Menschliche Besiedlung ist bereits 4000 v.Chr. nachzuweisen, wovon viele Grabhügel, die noch überall in der Landschaft zu entdecken sind, Zeugnis ablegen.
In der Wikingerzeit dienten die Buchten des westlichen Limfjords als Ausgangspunkt für Eroberungsfahrten zu den britischen Inseln – von dort kam auch Skt. Thøger (St. Theogarus oder Dieter von Vestervig) und mit ihm das Christentum nach Thy – im Gegensatz zur jütischen Halbinsel, die durch Ansgar von Süden her missioniert wurde.
Durch Raubbau war Thy viele Jahrhunderte hindurch völlig baumlos, was arge Probleme durch Flugsand und Wanderdünen nach sich zog und erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde damit begonnen, Kiefernwälder im großen Stil planmäßig anzulegen.

 

Thy, Blick von Hanstholm Fyr
Thy, Blick von Hanstholm Fyr

 

Das Høvdingehus in Sydthy

2015 wurde das Høvdingehus i Sydthy (Häuptlingshaus in Südthy) entdeckt. Während der Trassenuntersuchungsarbeiten für ein Hochspannungskabel wurden Doppelreihen großer Pfostenlöcher freigelegt, die von einer großen Halle aus der frühen Bronzezeit stammen. Die Halle war etwa 230 Quadratmeter groß und damit eine der größten ihrer Zeit. Schon während der Bronzezeit war Holz eine knappe Ressource in dieser Gegend, weshalb man davon ausgeht, dass eine sehr mächtige Person – wie ein Häuptling – diese Halle errichten ließ.

 

Der Dialekt in Thy: thybomål

Der Dialekt in Thy heißt thybomål, es handelt sich um einen westjütischen Dialekt. Eines der Kennzeichen von thybomål ist, dass es lediglich ein Wortgeschlecht kennt. Hier heißt es en mand – en hus – en kvinde.

Weitere Merkmale sind der vorangestellte Artikel æ – æ hus (= huset) sowie das w für v im Rigsdansk.
æ Westerhaw bedeutet Vesterhavet

(thybomål setzt sich zusammen aus thybo– der Bewohner von Thy und mål – Sprache)

 

Kapidaenins Anmerkungen

Waldermars Erdbuch ist eine Art Steuererfassungsbuch, das der dänische König Waldemar II im Jahr 1231 in lateinischer Sprache anfertigen ließ. In ihm sind alle Besitzungen und Einkünfte des Königs verzeichnet. Viele Orte und Verwaltungsbezirke des damaligen Königreichs sind hier erstmals erwähnt und es bietet einen wertvollen Einblick in Macht- und Sozialstrukturen der Zeit. Das mehrbändige Original auf Pergament, der sogenannte Codex Holmiensis, wird im dänischen Staatsarchiv aufbewahrt.

Waldemar II (1170-1241) war König von Dänemark von 1202 – 1241. neben dem Erdbuch entstanden in seiner Regierungszeit die ersten dänischen Gesetzesbücher: das Schonische Recht (Skånske Lov), das Seeländische Recht (Sjællandske Lov) sowie das Jütische Recht (Jydske Lov).



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