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Ich freue mich riesig, denn heute geht meine Suche nach den Danske Smørhuller weiter!
Ich habe das große Glück, meine Fragen Lulu Anne Hansen stellen zu dürfen. Lulu ist Leiterin der Historischen Forschung der Sydvestjyske Museer (Südwestjütische Museen). Sie war Projektleiterin bei der Entstehung von HEX!, arbeitet in den bereichen Tourismus und Innovation und hat einen Doktortitel in Geschichte.
Ich danke Lulu sehr fürs Mitmachen und habe ihre Antworten für euch übersetzt.
Wärst du so nett, etwas über HEX! zu erzählen? Was kann man dort erleben und warum sollte man das Museum auf keinen Fall verpassen?
HEX! – das Museum der Hexenverfolgung – ist ein Museum, das die Geschichte eines dunklen Kapitels unserer gemeinsamen europäischen Geschichte erzählt – nämlich die Geschichte der Hinrichtungen von 40 000 bis 60 000 Menschen wegen Hexerei. Die meisten von ihnen waren Frauen.
Das Museum versucht, dem Besucher die Hintergründe der Verfolgungen, die hauptsächlich in den Jahren 1500 und 1600 stattfanden, zu erklären. Warum entstand in dieser Zeit eine besondere Angst vor Hexen? Und woher kam diese Angst, welche Rolle spielten die Kirche, der Adel und das einfache Volk bei den Verfolgungen? Das Museum ermöglicht es den Besuchern, sich in die Köpfe der Verfolger und der Verfolgten hineinzuversetzen. So werden neue Einblicke gewährt. Vor allem auch in die Tatsache, dass es für die damaligen Akteure nicht nur vernünftig, sondern auch zwingend notwendig war, die Hexen, die als Handlanger des Teufels galten, zu entlarven.
In jedem Raum werden neue Aspekte, die zu diesem dunklen Kapitel der Geschichte führten dargestellt und erläutert.
Im ersten Raum treffen wir auf eine Reihe fiktiver Charaktere, die die typischen Beziehungen zu einer Frau darstellen, die der Hexerei überführt wurde. Im nächsten Raum wird aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet, was Dänemark und Europa nach der Reformation prägte. Das war vor allem die Angst vor dem Jüngsten Gericht – und die Zeichen der Endzeit, die zu sehen waren: Krieg, Krankheit, Hunger und Armut.
Der Besucher erfährt außerdem etwas über die Angst vor Hexen – wie entstand sie? Das Museum erzählt davon, wie eng das Praktizieren von Magie mit der Angst vor dem Teufel innerhalb der christlichen Weltanschauung verbunden war. In den folgenden drei Räumen lernen wir jeweils die einfache Landbevölkerung kennen, die sich weniger mit dem Teufel als vielmehr damit beschäftigte, ob jemand mit schwarzer Magie ihren Tieren oder ihrer Gesundheit schaden würde. Und wie sie sich davor zu schützen suchte, indem sie unter anderem – so weit wie möglich – weiße bzw. schützende Magie praktizierte. Oder aber diejenigen anklagte, die sie verdächtigte, ihnen schaden zu wollen.
Im nächsten Raum treffen wir auf die Dämonologen, die die Wissensbasis für die Aufdeckung und Verfolgung der Hexen erforschten und schufen. Sie schrieben dicke Bücher über die Taten des Teufels und über die Hexen – deren Handlanger. Anhand von vier Berührungspunkten lernen Sie aber auch die Gesetzgeber kennen, die an der Verabschiedung jener Gesetze mitgewirkt haben, die die Verfolgung und Hinrichtung der Verdächtigen und Verurteilten ermöglichten – aber auch die Grundlage für den Freispruch von etwa der Hälfte der Angeklagten legten.
Im letzten Raum über Gerichtsverfahren sprechen wir über das Verfahren selbst, die typischen Fälle und Ausnahmen und den allgemeinen Ablauf eines Verfahrens.
Über einen Korridor, in dem die Besucher etwas über die Zahlen bezüglich der Verfolgungen in Europa erfahren können, gelangt man in einen Raum, in dem das Ende der Hexenprozesse thematisiert wird. Änderungen im Verfahren, die eine Entscheidung der Fälle durch ein höheres Gericht mit besser ausgebildeten Richtern zur Folge hatte, größere Anforderungen an die Beweisführung und größere Skepsis gegenüber der Fähigkeiten des Teufels waren nur einige der Gründe dafür.
Abschließend kann man sich in einem traumähnlichen Raum erfahren, was die Hexenprozesse für die Nachwelt in Form der Märchenhexe, der populärkulturellen Repräsentationen, als Ikone des Feminismus und als Ursprung des missverstandenen Begriffs der „Hexenjagd“ bedeutet haben.
Das Museum ist in historischen Gebäuden untergebracht, von denen ein Teil auf das Jahr 1583 zurückgeht. Sie wurden von einem Bürger der Stadt Ribe erbaut, der selbst als Schöffe tätig und somit an mehreren Hexenprozessen beteiligt war. Daher wurde besonders darauf geachtet, die Atmosphäre des Gebäudes zu bewahren und auch hervorzuheben. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf visuellen Installationen. Per Audioguide können die Besucher ihren eigenen Weg durch die vielen Geschichten über die Prozesse gehen. Eine sorgfältig ausgewählte Geräuschkulisse im Hintergrund sorgt ein klein wenig für düstere Atmosphäre.
Für diejenigen, die lieber lesen, bieten Touchscreens an den Seiten der Räume ebenfalls Informationen zu den Exponaten.
Letztlich ist es noch wichtig zu betonen, dass das Museum die Geschichten der Opfer nicht in dem Versuch untergehen lässt, die Gesellschaft zu verstehen, die sie verfolgte. Aus diesem Grund werden zwei Animationsfilme gezeigt – von zwei Schicksalen wird darin erzählt – eines, das typisch für die Zeit der Prozesse und die vielen anonymen Opfer ist, und das andere ist jenes der wohl berühmtesten Verurteilten Dänemarks, Maren Spliids, die 1641 nach einem langen und vielbeachteten Prozess außerhalb von Ribe hingerichtet wurde.
Was ist dein persönliches Highlight und warum?
Es gibt viele 😊 Ich persönlich finde, dass wir einige sehr schöne Objekte haben, die uns von den magischen Praktiken erzählen, die für die Menschen dieser Zeit zum Weltverständnis gehörten. Gegenstände, die vergraben oder zum Schutz in Häuser eingemauert wurden, sagen viel darüber aus, was die Menschen fürchteten und taten, um sich zu schützen. Dazu gehören ein Ziegelstein mit einem eingemeißelten Schutzpentagramm, der in Sønderport in Ribe gefunden wurde, und ein Jyde-Topf mit Tierknochen, der unter dem Boden eines Hauses aus der Zeit um 1600 gefunden wurde.
Generell bin ich auch sehr begeistert von der Atmosphäre des Museums, die genauso geworden ist, wie wir sie uns vorgestellt haben. Die fast künstlerischen Installationen heben sich von den historischen Räumen ab und lassen die Wände für sich selbst sprechen. Zusammen mit der Geräuschkulisse ergibt dies einen ganz besonderen Eindruck, den man wohl am besten erlebt, wenn nicht allzu viele Menschen im Museum sind.
Und schließlich liebe ich unsere beiden Filme, die sehr unterschiedlich sind, aber beide auf ihre eigene Weise ergreifend. In dem einen kommt man einer Frau nahe, die verurteilt wird, aber man versteht auch, warum die Menschen in ihrem Umfeld sie fürchteten, und man versteht die treibenden Kräfte hinter den Prozessen. Im zweiten Film über Maren Spliids wird man durch die Doppelprojektion, die sowohl die Wand als auch den Boden nutzt, in die Straßen von Ribe während des Prozesses gegen Maren Spliids versetzt, und viele vergießen am Ende des Films eine Träne.
Was kannst du Besuchern noch empfehlen in Ribe?
Es gibt so viel zu empfehlen in und um Ribe. Unser eigenes Museum über den Auswanderer Jacob A. Riis, der als armer Zimmermann nach Amerika reiste und schließlich mit Präsident Roosevelt befreundet war – und dabei die Sicht auf die Lebensbedingungen der armen Auswanderer in New York veränderte, ist ein kleines Museumsjuwel.
Das Wikingerzentrum in Ribe ist aufregend und lebendig. Und wenn Sie eine Fülle von Artefakten aus der Wikingerzeit und dem Mittelalter sehen wollen, ist unser eigenes Museum, Ribe’s Vikings, ein Muss. Das Kunstmuseum ist natürlich auch einen Besuch wert. Außerhalb von Ribe sollten Sie auf keinen Fall das Wattenmeerzentrum vergessen, das eine fantastische Architektur und informative Ausstellung bietet. Was das Essen angeht, können wir das Café in Quedens Gaard empfehlen, wo sich auch HEX! befindet. Es gibt immer etwas Leckeres auf der Speisekarte.
Fotos mit freundlicher Genehmigung von HEX! Museum of Witch Hunt. Vielen Dank an Anne-Sofie Lundtofte!