Kapidaenins Sprogkalender #uge 1

Dänisch?

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Mit dieser Frage samt passendem Gesichtsausdruck sah ich mich im Laufe meines bisherigen Lebens schon des öfteren konfrontiert. Anfangs zur Schulzeit – bei uns stand Dänisch niemals auf dem Stundenplan leider, trotzdem wollte ich irgendwann ein bisschen mehr über die Sprache erfahren, die in meinem Lieblingsurlaubsland gesprochen wurde. Ich besuchte also einen Volkshochschulkurs und hatte das große Glück, dort auf eine Sprachdozentin zu treffen, die mich derart begeisterte, dass ich nicht nur mehrere Kurse belegte, sondern mich nach dem Abi auch dazu entschloss, Dänisch zu studieren. Nicht auf Lehramt, sondern – die Älteren unter uns werden das noch kennen – als Teil des Magisterstudiengangs Skandinavistik. Ihr könnt Euch vielleicht denken, dass ich spätestens ab da regelmässig in fragende Gesichter schaute, wenn ich erzählte, was ich denn gerade so mache.


Aber – und ich werde nicht müde, das zu betonen – ich habe es nie bereut. Ich liebe diese Sprache – und überhaupt die nordischen Sprachen – und die Kultur. Mehrere, auch längere Aufenthalte und Einblicke in den Alltag und die Arbeitswelt, haben mich lediglich darin bestärkt.

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Aber nun zum Thema: Dänisch!

Dänisch gehört zu den germanischen Sprachen und ist Amtssprache in Dänemark. Zweite Amtssprache ist es in Grönland und auf den Färöern. In Südschleswig hat das Dänische den Status einer Regional- und Minderheitensprache. Das Dänische kennt viele Dialekte (es wird gemunkelt, es seien mehr als das Deutsche kennt) und grundsätzlich unterscheidet man in drei Hauptgruppen:


Jysk (Jütisch)


Jütisch oder auch Festlanddänisch wird in Jütland, also auf dem Festland gesprochen. Dieser Dialekt unterteilt sich in Sønderjysk (Südjütisch) und Nørrejysk (Nordjütisch), letzterer wiederum in Østjysk (Ostjütisch) und Vestjysk (Westjütisch).


Und damit ist die Unterteilung noch nicht zu Ende: Østjysk zum Beispiel kennt noch die Unterteilungen in


Vendsysselsk oder Vendelbomål (also der Dialekt, der in Vendsyssel gesprochen wird),
Himmerlandsk (Dialekt des Himmerlandes),
Hanherredmål (Han Herred ist das Gebiet zwischen Thy und Vendsyssel),
Læsøsk (Dialekt der Insel Læsø – und damit die Ausnahme des Festlanddänisch),
Ommersysselsk (Ommersyssel bezeichnet eine Region zwischen Mariager Fjord und Randers Fjord),
Djurslandsk (Dialekt, der in Djursland gesprochen wird),
Midtøstjysk

Vestjysk wiederum wird unterteilt in Thybomål, Morsingmål, Sallingmål, Hardsysselsk, Fjandbomål, Sydvestjysk und Sydøstjysk.


Ihr seht, worauf das hinausläuft, oder?

Ømål


Dann gibt es noch das – Ømål (Inselsprache). Ømål wird – wie der Name schon verrät – auf den dänischen Inseln gesprochen. Hier gibt es natürlich auch weitere Unterteilungen:


Amagermål (Dialekt der Insel Amager),
Sjællandsk (mit weiteren Untergruppen – Dialekte der Insel Seeland),
Sydømål („Südinselsprache“) mit østmønsk (Ostmøn), vestmønsk (Westmøn), nordfalstersk (Nordfalster), sydfalstersk (Südfalster) und lollandsk (Dialekt der Insel Lolland) sowie
Fynsk (mit weiteren Unterteilungen – Dialekte der Insel Fünen) sowie Langelandsk, Tåsingsk, Ærøsk. (Dialekte der Inseln Langeland, Tåsinge und Ærø)

Østdansk


Østdansk (Ostdänisch) hingegen wird auch Bornholmsk bezeichnet und ist somit die Bezeichnung des Bornholmer Dialekts. Außerdem zählen traditionell Skånsk, Listermålet und Hallandsk dazu.

Quelle: Nordisk Forskningsinstitut Afd. for Dialektforskning


Weiterhin gibt es das Rigsdansk oder auch Rigsmål. Hierbei handelt es sich um die standardisierte Hochsprache, die in Sprachlehrwerken vermittelt wird. Gøtudanskt (sic!) ist die besondere Aussprache des Dänischen, die früher auf den Färöern zu hören war, heute aber nur noch bei traditionellen Gesängen oder Gedichten zum Tragen kommt. Und last but not least das Sydslesvisk, ein dänischer Dialekt, der sich etwas vom Rigsdansk unterscheidet und von den dänischen Südschleswigern gesprochen wird. Das südschleswigsche Dänisch ist das Ergebnis des Sprachkontakts und der weit verbreiteten Zweisprachigkeit innerhalb der dänischen Kulturgemeinschaft in Südschleswig. Hier haben viele deutsche Wörter Einzug ins Dänische gehalten, z.B. husmester statt pedel oder Dør til! statt Luk døren! oder borgersti statt fortov…. Es gibt zahlreiche Beispiele – sehr spannedes Thema!

Was ich damit sagen will: Sprache lebt! Lernt man eine Fremdsprache, wird einem in den allermeisten Fällen die „Hochsprache“ vermittelt, weil dies der größte gemeinsame Nenner einer Sprache ist. Lernende sind manchmal frustriert, wenn sie dann in entlegenen Gegenden des betreffenden Landes niemanden verstehen oder sich nur sehr schwer verständlich machen können. Und das, obwohl es doch im Sprachkurs so gut geklappt hat! Aber das Gegenteil ist doch eigentlich der Fall! Nicht Frustration sollte das erzeugen, sondern Motivation! Denn selbst, wenn ich ein Wort in der Fremdsprache falsch ausspreche – bei so vielen Dialekten, wird es irgendwo schon richtig sein!

Dänisch und Englisch



Vielen Lernern fällt hier und da auch eine Ähnlichkeit zwischen Dänisch und Englisch auf. Und das stimmt auch, denn das Dänische übte einen starken Einfluss auf das Altenglische und damit auch auf das moderne Englisch aus. Oft stehen im heutigen Englisch das skandinavische Lehnwort und das aus dem Altenglischen stammende Erbwort nebeneinander. Das Erbwort ist dabei in aller Regel von der Bedeutung her eingeschränkt. Beispiele dafür sind unter anderem:

  • – dän. sky (Wolke) – engl. sky (Himmel), daneben aber heaven (Himmel im religiösen Sinn) von ae. heofon, heofone
  • – altdän. take, neudän. tage (nehmen)– engl take (nehmen), daneben nim (stibitzen,klauen) von ae. niman
  • – dän. (sterben) – engl. die , danebn starve (verhungern) von ae. steorfan

Heute ist die Einflussnahme eher umgekehrt. Das Englische beeinflusst das Dänische, und zwar nicht nur in Form von direkter Übernahme eines Wortes wie z.B. lobby oder wide screen. In 9 von 10 Fällen, in denen ein englisches Wort Eingang ins Dänische findet, handelt es sich um eine sogenannte Lehnübersetzung. Beispiele hierfür sind nedtælling für countdown oder frysetørret für freeze-dry. Mit Freunden hænge ud kann man im Dänischen z.B. auch noch nicht immer.


Lange Rede, kurzer Sinn: Dänisch ist spannend! Dänisch verbindet! Dänisch zu lernen macht Spaß! Und dabei möchte ich euch gerne unterstützen mit Kapidaenins wöchentlichem Sprachkalender. Jede Woche gebe ich Euch Tipps zum Dänischlernen, Hinweise zur Grammatik oder zur Aussprache. Gerne könnt Ihr mir auch Fragen schicken, die ich dann im nächsten Kalenderblatt mit einbauen kann.

Also los geht’s! Lær dansk!



2 thoughts on “Kapidaenins Sprogkalender #uge 1”

  • Hej,
    ich habe vor 119 Tagen angefangen Dänisch mit Duolingo zu lernen und habe festgestellt, so wild ist das gar nicht. Nachdem ich nun schon seit Jahrzehnten fast jeden Sommer segelnder Weise in Dänemark unterwegs bin, nehme ich mir die Zeit dänisch zu lernen. Ich freue mich auf Deinen Sprogkalender.
    Liebe Grüße
    Ole
    SY Bamsekram

    • Hej Ole! Super, dass Du mit Duolingo lernst und besonders klasse, dass Du Spaß dran hast! So wild ist es auch wirklich nicht – und ich finde wirklich, dass es eine tolle Sprache ist! Schön, dass Du beim Sprachkalender dabei bis – falls Du Anregungen hast, immer her damit! 🙂
      Kærlige hilsner
      Bille

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