Dänemarks 5 Nationalparks: Nationalpark Vadehavet


Der größte der fünf dänischen Nationalparks ist der Nationalpark Vadehavet – das dänische Wattenmeer. Der Park bringt es auf eine Größe von 1459 Quadratkilometer und nur 300 Quadratkilometer davon sind Landgebiete. Der Nationalpark Vadehavet erstreckt sich von der deutsch-dänischen Grenze bis nach Blåvandshuk und wurde 2010 als Nationalpark eingeweiht.

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Ballum Enge, Ballum Sluse und Wattenmeer (c) Nationalpark Vadehavet

Das Wattenmeer ist ein einzigartiges Naturgebiet. Grundlage für dieses einmalige Ökosystem sind die Gezeiten, der Puls des Wattenmeeres. Ein üppiges Vorkommen von Muscheln, Krebstieren, Schnecken und Würmern in den regelmäßig trockengelegten Wasserflächen bildet die Nahrungsgrundlage für Zugvögel, die hier im Frühling und Herbst Rast machen. Außerdem bietet das Wattenmeer auch ideale Voraussetzungen für die Nachkommen von Vögeln und Seehunden.

Und auch kulturhistorisch hat der Nationalpark einiges zu bieten. Landgewinnung, Deichbau, Warften und menschliche Besiedlung, die bis in die jüngere Steinzeit zurückreicht.

Im Jahre 2014 wurde der Nationalpark Wattenmeer zum UNESCO Weltnaturerbe erklärt.


Mandø Ebbevej im Gegenlicht (c) Nationalpark Vadehavet


Schwarze Sonne und Seehundnachwuchs

Natur- und Tierfreunde kommen hier voll auf ihre Kosten.

Mit Hobby-Ornithologen meint es der Nationalpark besonders gut – das Wattenmeergebiet dient Millionen von Vögeln als Rastplatz und Nahrungsgebiet.

Ein ganz besonderes Naturphänomen ist die Schwarze Sonne – Sort Sol – die sicher dem ein oder anderen bekannt ist. Hunderttausende Stare sammeln sich, um in den Schilfwäldern des Wattenmeeres zu übernachten. Dabei kann es vorkommen, dass die größten Schwärme die niedrig stehende Sonne verdunkeln und das nennt man dann Sort Sol. Dieses Naturschauspiel kann man entgegen der landläufigen Meinung, dies sei nur im Herbst zu sehen (ca. Ende August bis Ende Oktober), auch im Frühjahr, nämlich von März bis ca. Mitte April beobachten.

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Ein ganz besonderes Naturschauspiel: Sort Sol (c) Nationalpark Vadehavet

Außerdem kann man Seehunde, die hier ihre Jungtiere aufziehen- und mit etwas Glück auch Kegelrobben – beobachten. Den Tieren sollte man sich nicht nähern, sie sind nämlich sehr scheu. Zur Beobachtung eignet sich ein Fernglas, zudem gibt es geführte Touren mit erfahrenen Naturguides. Weitere Besonderheit der Tierwelt im Wattenmeer sind die Pazifischen Austern, die sich hier seit 1996 verbreiten. Vor eigenständigem Sammeln und Verzehr wird ausdrücklich gewarnt!

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Ein Bad in der Sonne (c) Nationalpark Vadehavet


Halbinsel Skallingen – aus der Flut entstanden

Skallingen ist eine Halbinsel, die in der Burchardiflut im Jahre 1634 und im Nachfolgenden durch die Ablagerung von Sandmassen entstand.

Lange Zeit war Skallingen einfach nur Sand, erst im Laufe des letzten Jahrhunderts ist die Halbinsel grün geworden. Sturmfluten durchbrachen immer wieder Dünen auf der Westseite, dadurch gibt es mehrere Seen. Schlickablagerungen auf der Ostseite führten zur Bildung von Marschland.

Das Naturschutzgebiet ist ungefähr 7 km lang und 3 km breit und unbewohnt – und selten begegnet man hier Menschen.

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Strand auf Skallingen (c) Anna Overholdt

Ist man auf Skallingen unterwegs, kann man an Høje Knolde – einem schönen, breiten Sandstrand – vorbei zum Madpakkehus gelangen, das inmitten der Dünen liegt und Raum bietet für eine gemütliche Pause mit Selbstverpflegung.

Von Ho aus können in der Sommersaison geführte Wattwanderungen in die Ho Bucht gemacht werden, auch die Insel Langli – Brutplatz für Seeschwalben, Möwen und Austernfischer – kann in einigen Wochen während des Sommers mit einem Naturranger besucht werden.

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Skalling und Marsch von oben (c) Lars Gejl Nationalpark Vadehavet


Rekordhalter Sneum Digesø

Der Deichsee von Sneum ist ein 20 Hektar großer See, der bei Grabungsarbeiten für Deiche entstand. Besonders bekannt ist er für die vielen Vögel und vor allem Vogelarten, die hier rasten oder brüten. Am Sneum Digesø wurden gleichzeitig 264 Vogelarten beobachtet, was dänemarkweit ein Rekord ist.

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Rekordhalter Sneum Digesø (c) John Frikke



Die Inseln – ewiger Anziehungspunkt

Zum Nationalpark gehören die Inseln Mandø, Fanø und Rømø.

Die einzige dänische Gezeiteninsel

Mandø ist ca. 7,6 km2 groß und die einzige dänische Gezeiteninsel. Sie liegt zwischen den Inseln Rømø und Fanø.

Nachdem Sturmfluten die Insel überfluteten, siedelten sich die Bewohner im Schutze einer Düne an und eroberten ihre Insel duch Landgewinnung zurück. Seit 1937 ist die Insel durch einen Seedeich geschützt.

2018 lebten 40 Bewohner auf Mandø. Der Låningsvej verbindet die Insel mit dem Festland, ist aber bei Hochwasser nicht passierbar. Außerdem gibt es den Ebbevej, der ausschließlich von Traktoren (meist mit Anhänger) befahrbar ist – die Mandø-Busse genannten Fahrzeuge werden vor allem zum Transport von Touristen genutzt.

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Blick vom Mandø Ebbevej auf den Dom von Ribe (c) Torben Hestehave

Walfang und Kapitäne

Die südlichste der dänischen Wattenmeerinseln ist das ca 129 Quadratkilometer große Rømø. Die Insel ist durch den Rømødæmningen, der 1948 fertiggestellt wurde, mit dem Festland verbunden und hat weniger als 600 Einwohner.

Der gut 9 km lange Damm vermittelt einen guten ersten Eindruck vom Wattenmeer. Ein Halt auf einem der Ausweichparkplätze lohnt sich!

Die Insel wird erstmals 1190 erwähnt, hundert Jahre später gewann das Kloster Ribe durch den Erwerb von Land auf der Insel immer größeren Einfluss. Reste des sogenannten Borrebjergs, einer Burganlage aus dem 14. Jahrhundert, sind heute noch in Østerby zu sehen. Die genaue Funktion dieser Anlage ist noch nicht geklärt, vermutlich handelte es sich jedoch um eine Verteidigungsanlage.

Seeadler in der Tøndermarsch (c) Ulrik Pedersen, Tøndermarsk Initiativet


Große Bedeutung für die Insel erlangte ab dem 16. Jahrhundert die Seefahrt, zeitweise war Rømø quasi der Hochseehafen für das nahegelegene Ribe, da der Hafen der Stadt keinen Platz für größere Schiffe bot.

Im 17. und 18. Jahrhundert gewann die Insel durch den Walfang an Reichtum und Bedeutung. Nicht weniger als 40 Walfangkommandeure kamen in Hochzeiten von Rømø, doch wurden die goldenen Zeiten durch die komplette Ausrottung des Glattwals sowie die Kontinentalsperre 1806-1811 jäh beendet.

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Rømødæmningen (c) Nationalpark Vadehavet

Sehenswert sind der Kommandørgården aus dem Jahr 1746, in dem heute ein Museum untergebracht ist. Der Hof stammt aus der Blütezeit des Walfangs und zeigt eindrücklich, was sich ein Kapitän auf einem Walfängerschiff leisten konnte. Beachtenswert ist auch der Zaun aus Walbein.

Ebenfalls sehenswert die kleinste und älteste Schule Dänemarks in Toftum.

Auch die Rømøkirke aus dem 13. Jahrhundert ist einen Besuch Wert, besonders auch der sie umgebende Friedhof mit den zahlreichen Grabsteinen reicher Walfangkapitäne.


Juvre Sand im Norden der Insel ist ein militärisches Übungsgebiet, das nicht betreten werden darf. Der Juvre-Deich jedoch, der das große Marschgebiet Juvre Enge schützt, darf zu Fuß oder mit dem Fahrrad benutzt werden.

Im Naturcenter Tønnisgaard bekommt man Informationsmaterial und kann Touren zu unterschiedlichen Themen buchen. Außerdem gibt es eine interessante Ausstellung zum Thema Wattenmeer und Rømøs Natur.

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Auster (c) Nationalpark Vadehavet

Flugsand und Handelsflotte

Die ca 56 km2 große Insel Fanø ist in 12 Minuten Fährzeit ab Esbjerg zu erreichen.

Lange Zeit war Fanø, das ursprünglich nicht mehr als eine Sandbank in der Nordsee war, unbesiedelt, doch wird die Insel 1231 im Grundbuch Waldemars II. erwähnt. Flugsand machte den Bewohnern der Insel immer wieder Schwierigkeiten und führte schließlich zur Anlage der Klitplantage.

Im 19. Jahrhundert erlangte die Insel durch die Entwicklung der Schiffahrt Ruhm und besaß 1870 die zweitgrößte Handelsflotte Dänemarks – nur die Flotte Kopenhagens war bedeutender. Zahlreiche schöne Kapitänsvillen und Fischerhäuser auf der Insel zeugen noch heute von der glorreichen Zeit.

Ulrik Pedersen, Tøndermarsk Initiativet
Tøndermarsch (c) Ulrik Pedersen, Tøndermarsk Initiativet



Zeit fürs Museum

Auch Museumfans kommen im Nationalpark auf ihre Kosten. Ich nenne hier nur eine Auswahl. Darüberhinaus gibt es natürlich einige mehr – den Tønnisgaard sowie Museen zum Thema Wikinger zum Beispiel, die bereits erwähnt wurden bzw. noch werden.

Vadehavscentret – Wattenmeerzentrum


Schon das Gebäude, das die dänische Architektin Dorte Mandrup entwarf, ist ein Hingucker! Es wirkt förmlich, als wachse es aus dem Boden. Im Inneren warten zwei Ausstellungen auf den Besucher, die sowohl Zugvögel im Wattenmeer als auch die Kultur des Wattenmeergebiets thematisieren.

Fiskeri- og Søfartsmuseum in Esbjerg


Das Fischerei- und Seefahrtmuseum beschäftigt sich mit – wie sollte es anders sein – mit Fischerei, Seefahrt und der Offshoreindustrie. Es gibt ein Aquarium und Robbenbecken mit täglichen Robbenfütterungen.

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Strandläufer im Wattenmeer (c) Lars Gejl

Tirpitz


Im Sommer 2017 eröffnetes Museum in unmittelbarer Nähe zum alten Tirpitz Bunker. Großartige Architektur mit begehbaren Dächern. Zu sehen sind drei feste Ausstellungen: Die Geschichte der dänischen Westküste, Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges sowie eine Ausstellung über Bernstein. Außerdem wurde gerade Anfang April eine sehr interessante Ausstellung zum Thema Landminen eröffnet. Unbedingt sehenswert!

Højer Mølle


Im Stile der Holländerwindmühlen 1857 erbaut ist die Højer Mølle mit ihren sieben Böden und Keller die höchste Mühle ihrer Art in Nordeuropa. Die Müllerfamilie des Gründers betrieb die Mühle bis 1972, nach umfassenden Restaurierungen wurde hier das Mølle- og Marskmuseum eingerichtet. Die Mühle ist funktionstüchtig und steht unter Denkmalschutz.


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Ballum Sluse (c) Nationalpark Vadehavet


Stadtgeflüster : Ribe

Ribe ist die älteste Stadt Dänemarks. Erste Erwähnung findet die Stadt 860 als der Missionar Ansgar von Bremen hier den richtigen Platz für die erste in Skandinavien zu errichtende Kirche sah. Schon damals war Ribe ein bedeutender Handelsort und archäologische Funde belegen hier einen Handelsplatz bereits im 8. Jahrhundert. Von Plünderungen, mehreren Brandkatastrophen, der Pest sowie schweren Überschwemmungen heimgesucht, erholte sich die Stadt erst immer wieder und gehörte gegen Ende des 15. Jahrhunderts zu den größeren Städten in Nordeuropa, doch waren letztlich weitere Brände, Pestepidemien und die Burchadiflut 1634 der Beginn des Niedergangs der Stadt.


Sehenswert ist neben der gut erhaltenen Altstadt vor allem der Dom, der als ältester Dänemarks gilt und der einzige fünfschiffige Kirchenbau ist. Gesichert konnte nachgewiesen werden, dass es seit 948 hier einen Kirchenbau gab. Südlich von Ribe befindet sich das Ribe Vikingecenter. Hier wurde auf knapp zehn Quadratkilometern ein Dorf der dänischen Wikingerzeit rekonstruiert. Das Museet Ribes Vikinger ist im ehemaligen Rathaus der Stadt untergebracht. Anhand archäologischer Funde gibt das Museum einen Einblick in die Geschichte Ribes von der Wikingerzeit bis zum Jahr 1700.

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Uferschnepfe (c) Nationalpark Vadehavet

Alle Photos mit freundlicher Genehmigung von Nationalpark Vadehavet



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